Constantins Mutter klagt an: „Ärzte schuld an seinem Leid!“

Ein Bub (7) aus Lauf wird für immer behindert bleiben. Waren die Ärzte zu nachlässig? Ermittlungen laufen.
von  Abendzeitung

Ein Bub (7) aus Lauf wird für immer behindert bleiben. Waren die Ärzte zu nachlässig? Ermittlungen laufen.

NÜRNBERG Constantin ist erst sieben Jahre alt. Trotzdem hat er bereits einen langen Leidensweg mit Operationen und Monate langen Klinikaufenthalten hinter sich. Ein Ende der Qualen ist nicht in Sicht. Der kleine Junge ist herzkrank, behindert und muss, so viel steht jetzt schon fest, noch etliche Eingriffe über sich ergehen lassen. Schuld daran sind nach Überzeugung seiner Mutter allzu nachlässig arbeitende Ärzte.

Die Krankheitsgeschichte von Constantin ist längst zu einem komplizierten, mittlerweile mehr als vier Jahre dauernden Rechtsfall geworden. Medizinische Gutachter haben dabei das entscheidende Wort. Auf der Grundlage ihrer Expertisen muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, wie sie weiter vorgehen soll. „Momentan sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen“, erklärte Nürnbergs Justizsprecher Andreas Quentin.

Nach Darstellung von Constantins Mutter Cornelia S. hängt der schlechte Gesundheitszustand ihres Sohnes in erster Linie damit zusammen, dass Ärzte der Cnopf’schen Kinderklinik die von ihr geschilderten Beschwerden nicht mit dem nötigen Nachdruck untersucht hätten. Cornelia S.: „Viermal innerhalb von gut zwei Wochen habe ich Constantin in die Notaufnahme gebracht. Er hatte sehr hohes Fieber und musste sich erbrechen. Die Ärzte untersuchten ihn nur oberflächlich und diagnostizierten eine Magen-Darm-Infektion. Wir wurden jedes Mal wieder nach Hause geschickt. Erst beim fünften Mal wurde er stationär aufgenommen.“

Mutter zeigte mehrere Ärzte wegen Körperverletzung an

Dann allerdings trat eine dramatische Entwicklung ein. Cornelia S.: „Zwei Tage nach seiner Aufnahme bekam Constantin extrem hohe Fieberschübe, musste krampfartig erbrechen und fiel in Bewusstlosigkeit. Er blutete aus der Nase und dem Mund.“ Daraufhin wurde der Junge sofort als akuter Notfall in die Uni-Klinik nach Erlangen gebracht. „Er befand sich in einem lebensbedrohenden Zustand“, schildert seine Mutter diese dramatischen Stunden.

Die Ärzte der Uni-Klinik stellten fest, dass sich im Körper des Jungen hochgefährliche Bakterien ausgebreitet hatten. Das Herz war bereits in Mitleidenschaft gezogen, außerdem wurde eine Gehirnhautentzündung festgestellt. Constantin wurde sofort operiert, aber bleibende Schäden am Herzen sind zurückgeblieben. „Er musste danach drei Monate lang in der Intensivstation liegen und ist jetzt zu 60 Prozent schwerbeschädigt“, beschreibt seine Mutter den Zustand ihres Sohnes. Sie hat zwei Ärzte der Cnopf’schen Kinderklinik und ihren Hausarzt wegen Körperverletzung angezeigt.

Der verantwortliche Professor der Klinik hat eine achtseitige Stellungnahme zu dem Fall abgegeben und erklärt darin, warum die Erkrankung von Constantin nicht früher entdeckt und behandelt werden konnte. Einen Fehler will er nicht erkennen, schreibt aber: „Ich möchte meine tiefe Betroffenheit über diesen für das Kind so schweren Krankheitsverlauf zum Ausdruck bringen.“

Professor Peter Betz, Chef der Rechtsmedizin der Uni Erlangen, hat den Fall im Auftrag der Nürnberger Justiz begutachtet. Ein Fehlverhalten der Ärzte, das strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen müsste, sieht er nicht. Einen Freibrief stellt er ihnen aber trotzdem nicht aus. Er bemängelt, dass die Ursache für verdächtige Herzgeräusche nicht eingehend genug untersucht worden sei. Ferner hätte bei dem vorliegenden Befund auch viel früher mit einer Antibiotika-Behandlung begonnen werden müssen. Dadurch hätten sich die Bakterien wahrscheinlich nicht ausbreiten können. Helmut Reister

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