Club:Geht die Feier weiter oder droht Frust?
Nach dem Saisonverlauf geht der Club als Favorit ins Heimspiel gegen Köln. Aber wer seinen FCN kennt, der ahnt: Es könnte schwierig werden...
NÜRNBERG Welcher Club-Fan kennt sie nicht? Die Situation, in der nur über die Höhe des Sieges debattiert wird – und das Spiel geht verloren. Oder – leider viel seltener – anders herum, wie jüngst in Bremen. Nur 1200 Fans fuhren mit, weil die Club-Bilanz an der Weser verheerend ist. Doch der FCN gewann 3:2, und das auch noch völlig verdient.
Heimsieg gegen Köln ist im Grunde Pflicht
Nun steht wieder so eine Partie an, bei der im Grunde ein Heimsieg Pflicht ist. Doch leider spricht auch einiges dagegen. Köln ist wieder auferstanden, hat mit Frank Schaefer einen neuen Trainer und mit ihm zwei Siege in Folge eingefahren. Und noch viel schlimmer: Der Club steht nach Erfolgen gegen Stuttgart, Schalke, Wolfsburg und Bremen und nur drei Niederlagen nach zehn Spieltagen mit 15 Punkten da. So gut waren die Nürnberger zuletzt in der Saison 1991/’92. Das heißt: Der FCN ist klarer Favorit. Normalerweise geht’s dann schief.
Beispiel 1994. Mit einem souveränen 4:1 am vorletzten Spieltag schickt der Club als Tabellen-15. die SG Wattenscheid 09 ins Unterhaus. Nur ein Punkt in Dortmund muss noch her, denen ebenfalls ein Unentschieden für die Teilnahme am Uefa-Cup gereicht hätte. Doch die vielleicht beste FCN-Mannschaft der vergangenen Jahre mit Torwart Andy Köpke, Top-Talent Michael Wiesinger, Ballstreichler Alain Sutter oder Mittelfeld-Stratege André Golke geht sang- und klanglos mit 1:4 im Westfalenstadion unter. Die Folge: der völlig unerwartete Abstieg, der den Club in der Folge zwei Jahre später erst in die Regionalliga und so beinahe um die gesamte Existenz gebracht hätte.
Beispiel 1999. Nach einer durchaus passablen Rückrunde mit 20 Punkten gilt Aufsteiger Nürnberg nach einem Punkt bei Hansa Rostock am vorletzten Spieltag als gerettet, ist Tabellenzwölfter. Doch gegen den SC Freiburg verliert man am letzten Spieltag mit 1:2. Frankfurt gewinnt 5:1 gegen Kaiserslautern. Zwei erneute Jahre im Unterhaus sind die bittere Folge.
Beispiel 2008. Trainer-Flop Thomas von Heesen darf am 27. Spieltag nach einem verdienten 3:1-Auswärtssieg bei der Frankfurter Eintracht doch noch an die Wende, sprich den Klassenerhalt, glauben. Doch erst folgt der Spielabbruch gegen Wolfsburg wegen Regens beim Stand von 1:0 für Nürnberg, dann eine 0:3-Pleite in Stuttgart und – besonders übel – ein peinliches 2:2 nach 2:0-Führung gegen Mitkonkurrent Bielefeld die Woche darauf. Das Ergebnis: wieder mal ein vermeidbarer Abstieg.
Beispiel 2009. Nach einem 2:0 am 28. Spieltag gegen den FC St. Pauli hat sich der Club auf den in der Winterpause nie mehr für möglich gehaltenen Platz 2 der Tabelle vorgearbeitet. Das „Auswärtsspiel“ beim abstiegsbedrohten FSV Frankfurt vor rund 10000 Zuschauern, darunter sagenhafte 7000 aus Nürnberg, scheint nur noch Formsache. Das Ergebnis aber lautet 1:2, der Club rutscht zunächst auf Rang 4, muss später in die Relegation, steigt aber immerhin trotzdem auf.
2009/2010: Erst über Relegation zum Klassenerhalt
Beispiel 2010. Am 29. Spieltag besiegt der inzwischen von Dieter Hecking stabilisierte Club den FSV Mainz mit 2:0, klettert erstmals seit dem 5. Spieltag auf Platz 14 – und kann sich wieder aus eigener Kraft retten. 41000 Zuschauer hoffen in der Folgewoche auf den zweiten Heimsieg binnen acht Tagen. Doch gegen den strauchelnden VfL Wolfsburg setzt es ein 0:2. Eine Woche später baut der Club gar die fast schon abgestiegenen Freiburger auf – und verliert nach desolater Leistung mit 1:2 im Breisgau. Ergebnis: Wieder Zittern bis zum Schluss, Klassenerhalt erst in der Relegation.
Doch zum Glück gibt es auch Gegenbeispiele: Am 33. Spieltag der Saison 2001/2002 kommt Tabellenführer und Champions-League-Finalist Bayer Leverkusen ins damalige Frankenstadion. Der Club steht mit dem Rücken zur Wand – und siegt sensationell mit 1:0, rettet sich somit vorzeitig.
Oder die Zweitliga-Saison 2003/2004: Nach dem 3:0 gegen Alemannia Aachen am 30. Spieltag muss der 1. FCN zum Haupt-Aufstiegskonkurrenten Arminia Bielefeld. Die sieht auf der ausverkauften Alm aber kein Land gegen euphorisierte Nürnberger, geht mit 1:3 unter. Der Wiederaufstieg ist nur noch Formsache.
Welche Variante der Club seinen Fans im nahezu ausverkauften easyCredit-Stadion anbietet, steht am Samstag gegen 17.20 Uhr fest. Klar ist nur eins: Entweder herrscht auf den Rängen Feier frei. Oder Frust pur. Beide Gefühle sind allen Cluberern ja bestens bekannt. aha