Club: Wie lange noch?

Eine 0:4-Blamage gegen den HSV, die dritte Pleite in Folge, der 1. FCN ist im freien Fall – aber Präsident Schäfer steht zu Trainer Michael Oenning – noch. Was meinen Sie: Muss Oenning rausgeschmissen werden?
NÜRNBERG Die Vorstellung? Ein Armutszeugnis. Das Ergebnis? Alarmierend! Die Konsequenzen? Keine! Der ob des 0:4-Debakels gegen HSV sichtlich geschockte FCN-Präsident Franz Schäfer und die Club-Führung wird sich trotz des Fan-Aufstandes (mehr dazu in der aktuellen Print-Ausgabe der AZ) nicht dazu durchringen, den Trainer zu wechseln. Noch...
Schäfer "Sollten jetzt nicht duchdrehen"
Michael Oenning, so lautete Schäfers klare Botschaft, wird trotz der dritten Pleite in Folge, der zweiten deftigen 0:4-Packung innerhalb von acht Tagen auch am nächsten Sonntag in Köln auf der Bank sitzen. Schäfer: „Wir sollten jetzt nicht durchdrehen. Denn dann müsste ich auch fünf bis zehn Spieler rausschmeißen. Wir stehen zum Trainer.“
Nur: Wie lange? Dass die Club-Truppe nur noch ein Trümmerhaufen ist, hat auch Schäfer bemerkt – und ist ratlos. „Dass seit dem 3:2 in Wolfsburg überhaupt nichts mehr läuft, ist mir ein Rätsel.“ Nicht nur ihm. Da bietet die Mannschaft in Hälfte eins dem HSV durchaus Paroli, kann sogar in Führung gehen (Eigler, 20.), kommt dann schlafmützig aus der Pause, kassiert das 0:1 durch Eljero Elia (47.) und zerfällt – wie schon in Dortmund – übergangslos in ihre Einzelteile.
"Wenn eine Schraube nicht greift, brechen alle Dämme"
Michael Oennings Analyse: „Wir haben in der Halbzeit noch auf die taktischen Besonderheiten hingewiesen. Aber jeder Spieler hat dann seine eigene Idee entwickelt.“ Und: „Es ist erschreckend, dass wir mit dem ersten Tor die Flügel hängen lassen. Wenn eine Schraube nicht greift, brechen alle Dämme.“
In der Tat. Leichter als gegen den Club werden Marcell Jansen (60.) Tunay Torun (66.) und Elia (74.) so schnell nicht mehr zum Abschluss kommen. Nur Keeper Alexander Stephan hatte es die durchgerostete FCN-Viererkette zu verdanken, dass aus dem Debakel kein Desaster wurde. Das sieht auch Schäfer: „Wir hätten auch mehr kriegen können.“ Und: „Nervosität und Stellungsfehler waren schon in der ersten Hälte da.“
Fragen über Fragen an den Trainer
Deshalb muss sich der Trainer schon fragen lassen, warum beispielsweise Dennis Diekmeier, bei dem sich früh ankündigte, dass er den agilen Jansen nicht bremsen konnte, 90 Minuten leiden musste? Ebenso wie Ein-Tor-Stürmer Christian Eigler oder sein seit Dortmund zum Sicherheitsrisiko mutierter „Sechser“ Havard Nordtveit? Warum Führungsspieler wie Kapitän Andy Wolf untergehen, anstatt Akzente zu setzen?
Oennings Antwort? Nachrüsten! Obwohl Präsident Schäfer trotz der Blamagen glaubt, dass „die Qualität des Kaders reicht“, kündigt Oenning an: „Wenn man die letzten Leistungen nimmt, müssen wir etwas verändern.“ In allen Mannschaftsteilen.
Jetzt Chrakter zeigen und Verantwortung übernehmen
Zunächst steht aber der Vorrunden-Kehraus in Köln an. Dort geht’s laut Oenning primär darum, „jetzt Charakter zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen“. Zeit wird’s, allerhöchste Zeit. Auch in Oennings Sinn. Denn es mehren sich die Stimmen im Verein, dass, sollte der Club in Köln verlieren, der Trainer nicht mehr zu halten sein wird. Krischan Kaufmann, ERG