Club: „Vakuum im Mittelfeld“
Nürnbergs Trainer über den Start der Vorbereitung, offene Baustellen, den Lerneffekt von der WM und wo der 1. FCN realistisch einzuordnen ist
AZ: Knapp sieben Wochen Urlaub liegen nun fast hinter Ihnen und den Club-Spielern. Kribbelt es schon, dass es am Samstag (endlich) wieder losgeht?
DIETER HECKING: Ab Samstag ist gleich Vollgas angesagt. Ohne Wenn und Aber. Unsere Vorbereitung, auch wenn sie etwas kürzer als bei den meisten anderen Bundesligisten ist, wird garantiert keine Ruhevorstellung. Die Jungs hatten lange genug Urlaub, den sie sich nach dem Nichtabstieg auch verdient haben. Sie haben von mir die fünf Tage länger bekommen, die ich ihnen im Winter gestrichen hatte.
Glauben Sie, dass Kapitän Andy Wolf & Co. ihre Hausaufgaben, den individuellen Fitness-Plan, erfüllt haben?
Das werden wir spätestens am Sonntag beim Laktat-Test sehen. Sollte einer einen Hänger haben, werde ich darauf keinerlei Rücksicht nehmen. Punkt. Schließlich war unser großes Plus in der Rückrunde die körperliche Fitness. Von mir kann ich jedenfalls behaupten: Der Trainer ist immer fit.
Auch dank Fortbildung via TV? Haben Sie sich bei der WM einige Dinge abschauen können?
Abgesehen davon, dass die deutsche Mannschaft bislang zweieinhalb sehr gute Spiele abgeliefert hat, haben mich die Südamerikaner am meisten überrascht. Neben der technischen Spielanlage besonders durch ihre hohe taktische Disziplin.
Für ein erfolgreiches Auftreten im modernen Fußball eine Selbstverständlichkeit. . .
. . . die auch wir verinnerlichen müssen. Wenn wir dies außer Acht lassen, dann wird der 1. FCN oftmals als Verlierer vom Platz gehen.
Was sich keine Mannschaft leisten kann.
So realistisch sind wir, dass wir auch in dieser Saison zu fünf, sechs, vielleicht auch sieben Mannschaften gehören werden, die gegen die zwei direkten Abstiegsränge und den Relegationsplatz kämpfen werden. Bis auf Andreas Ottl, Eric Maxim Choupo-Moting und Marcel Risse haben wir alle wichtigen Spieler gehalten, verfügen über eine gute Basis. Wobei ich Mike Frantz, Ilkay Gündogan und auch Dennis Diekmeier zutraue, dass sie erneut einen Sprung nach vorne machen, sich noch weiter steigern. Und mit den bislang sechs Neuzugängen sind wir in der Breite des Kaders jedenfalls besser aufgestellt. Auch wenn ich mit der Zusammenstellung noch nicht zufrieden bin.
Stichwort: defensives Mittelfeld.
Ottl ist sicherlich unsere größte Baustelle, Jens Hegeler aus Leverkusen eine richtige Hängepartie. Ich kann Andi verstehen, dass er bei den Bayern Trainer Louis van Gaal überzeugen will, eine gute Alternative zu sein. Ich habe jetzt nur einmal kurz mit Andi telefoniert. Ich kann ihn aber nicht zwingen, wieder zum Club zu kommen, mache ihm auch keinen Druck. Fakt ist: Ich will so schnell wie möglich Klarheit, ohne ihm ein Ultimatum zu setzen. Leider herrscht auf der Sechser-Position noch ein Vakuum.
Sie hängen aber doch nicht im luftleeren Raum? Das wäre fahrlässig.<</p>
Kommt weder Hegeler noch Ottl zu uns zurück, dann wissen wir, was wir zu tun haben. Wir müssen, wie auch schon bei Javier Pinola, abwägen, wie lange wir warten wollen.
Ist Ihnen der slowakische „Sechser“ Zdeno Strba bei der WM auch aufgefallen?
Kein Kommentar.
Schade.
Ich will auf jeden Fall ein echten Strategen, warte aber zunächst auf ein Zeichen von Ottl. Interview: Markus Löser