Club: Talentschuppen statt Kaufrausch

Während in der Liga wild nachverpflichtet wird, setzt der FCN auf den eigenen Nachwuchs – und fährt damit prima
von  Abendzeitung
„Wir haben große Talente, ich vertraue ihnen“: Club-Trainer Dieter Hecking machen seine jungen Wilden viel Freude.
„Wir haben große Talente, ich vertraue ihnen“: Club-Trainer Dieter Hecking machen seine jungen Wilden viel Freude. © dpa

Während in der Liga wild nachverpflichtet wird, setzt der FCN auf den eigenen Nachwuchs – und fährt damit prima

NÜRNBERG Während die halbe Liga auf dem gestern um 24 Uhr geschlossenen Transfermarkt aktiv wurde, konnte Club-Manager Martin Bader das teils hitzköpfige Wettbieten (lesen Sie auch Seite 12) gelassen verfolgen. „Etwas passendes war nicht dabei“, sagt der 42-Jährige. Weder sportlich – noch finanziell! Überhaupt: „Die Entwicklung unserer jungen Spieler zeigt, dass wir Ausfälle in der Stammelf zumindest ein paar Spiele lang kompensieren können.“

"Einige Sprünge sind auf den ersten Blick nicht erklärbar"

Der aus Wolfsburg bis 2012 ausgeliehene, ohnehin erst 19-jährige Stürmer Nassim Ben Khalifa ist der einzige Neuzugang. „Ein Vorgriff auf den Sommer“, sagt Bader. Als „spannende Herausforderung“ sieht er den Spagat zwischen der Verpflichtung von fertigen Profis und potenziellen Talenten, bekommt aber beinahe glänzende Augen mit Blick auf das eigene Nachwuchs-LeistungsZentrum. Von dort wurden im Lauf dieser Saison die Verteidiger Philipp Wollscheid (21), Marvin Plattenhardt (19) und Timothy Chandler (20) sowie der gerade volljährige Offensiv-Allrounder Markus Mendler unter die Fittiche von Trainer Dieter Hecking befördert. „Einige Sprünge“, sagt Bader, „sind auf den ersten Blick nicht erklärbar.“ Beispielsweise der von Innenverteidiger Wollscheid, der quasi mit Siebenmeilenstiefeln angebraust kam und aus der Startformation fast nicht mehr wegzudenken ist. Wie sich Hecking wohl entscheidet, wenn Abwehrchef Per Nilsson bald grünes Licht für sein Comeback gibt?

Für Plattenhardt, Chandler und Mendler sind dagegen – zumindest vorerst – Geduld und ungebrochener Trainingseifer oberstes Gebot. „Unsere Alten marschieren vorneweg“, weiß Bader. „Und als Junger kannst du es dir nicht leisten, dich zurückzulehnen.“ Warnende Beispiele: Dario Vidosic (nach Bielefeld ausgeliehen), Felicio Brown Forbes (Jena) und Tomasz Welnicki (Kapfenberg/Österreich) ließen die Zügel zu sehr schleifen – und wurden folgerichtig aussortiert.

"Mitnehmen was geht, viel von den Älteren abschauen"

„Mein Ziel ist es, regelmäßig im Kader zu stehen“, sagt Mendler dagegen schüchtern. Und dann platzt es doch aus ihm heraus: „Es war richtig geil, gegen den mit Weltstars gespickten HSV von Anfang an spielen zu dürfen.“ Hobby-Kampfsportler Chandler, der nebenher Thai-Boxen trainiert, durfte 30 Minuten ran. „Mitnehmen was geht, viel von den Älteren abschauen“, sagt der Deutsch-Amerikaner, der seine Profiambitionen fast begraben hatte. Weil er vor seinem Wechsel letzten Sommer von Eintracht Frankfurt „immer wieder von Verletzungen aus der Bahn“ geworfen wurde. „Vielleicht klappt’s noch mit ein paar Kurzeinsätzen.“ Die sich auch Linksverteidiger Plattenhardt erhofft. Wobei Marvin (Fitness-Kaufmann) wie auch Bürokaufmann Mendler in Sachen Ausbildung zweigleisig fährt.

„Wir unterstützen das“, so Bader. Schulabbrecher wie auf Schalke, wo Julian Draxler auf Empfehlung von Felix Magath das Abitur sausen lässt, wird es beim Club nicht geben. Hecking: „Wir haben große Talente, denen ich Qualitäten und Mängel aufzeige. Ich vertraue ihnen.“ Bislang ist er nicht enttäuscht worden. Heute dürfen sich die Youngster wieder beweisen: beim Testkick gegen die Amateure um 14.30 Uhr. Markus Löser

Mehr über den Club und wo Dieter Hecking letzten Winter fast gelandet wäre, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Dienstag, 1. Februar.

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