Club-Talent Marvin: Auf dem Weg zur Langspiel-„Platte“

Der 18-jährige Jugend-Europameister gab nach starkem „Herzklopfen“ ein prima Profi-Debüt als Linksverteidiger gegen Dortmunds Überflieger. Dabei halfen ihm die Tipps von Platzhirsch Pinola
NÜRNBERG Für die A-Junioren? Mit Sicherheit völlig überqualifiziert. In der Regionalliga-Truppe? In 13 Einsätzen meist überragend. Und bei seinem Bundesliga-Debüt? „Da hat der junge Dachs seine Aufgabe voll erfüllt, ein richtig gutes Spiel geliefert“, lobt Club-Trainer Dieter Hecking.
Gestatten, Marvin Plattenhardt, 18 Jahre jung, aufgewachsen im schwäbischen Frickenhausen. Zudem: U17-Europameister, doch als Linksverteidiger für den gesperrten Javier Pinola eigentlich – logisch – nur die zweite Alternative. Ansprüche? Keine, aber: „Ich werde weiter Vollgas geben, damit ich auch am Samstag in Hoffenheim auf dem Platz stehe“, erklärt Marvin selbstbewusst.
"Mein Herz hat schon sehr geklopft"
Dabei war ihm der Schreck ein wenig in die dürren Glieder, 75 Kilo verteilt auf 1,81 Meter, gefahren, als ihm Hecking eröffnete, er sei anstelle des zuletzt – vorsichtig formuliert – überfordert wirkenden Pascal Bieler gegen Klassenprimus Dortmund von Beginn an dran. „Mein Herz hat schon sehr geklopft“, gesteht Plattenhardt, den alle ob seines für schnelle Kommandos etwas zu holprigen Nachnamens nur „Platte“ rufen.
In seinen ersten Profi-Minuten war dem Jungspund, der 2008 vom SSV Reutlingen ursprünglich für die B-Jugend geholt worden war, anzumerken, dass er vor ausverkauftem Haus mit Fracksausen zu kämpfen hatte. Doch das verlorene Kopfball-Duell gegen den fünf Zentimeter größeren Kevin Großkreutz geriet zum Weckruf.
Die Tipps der Älteren und des Trainers beherzigt
Fortan war „Tunnelblick angesagt“, beherzigte er die Tipps „unserer Älteren und die des Trainers“, ließ ein ums andere Mal seine Stärken aufblitzen. Bei „Zweikämpfen und Flankenläufen“ sieht sich Marvin „ganz gut. Die Kleinigkeiten“, an denen er noch arbeiten muss, „behalte ich für mich“. Wobei nicht nur Marvin, sondern alle Cluberer den Spruch von BVB-Trainer Jürgen Klopp beherzigen sollten. Der sagte nach dem 2:0-Sieg in der Noris: „Wir haben keine natürliche Qualität, das ist alles harte Arbeit.“
Und vor der scheut sich Plattenhardt nicht: „Ich finde es richtig gut, dass beim Club junge Spieler auch in solchen Spielen reingeworfen werden und wir eine Chance bekommen.“ Und selbst der gesperrte Pinola stand im Vorfeld mit Rat und Tat zur Seite. „Die Sache ruhig angehen, zuerst gut stehen und einfache Bälle spielen“, verrät Marvin die Gebrauchsanleitung vom heißblütigen Argentinier für ein ordentliches Debüt.
Plattes Pech mit der Doping-Kontrolle
Nur eines ging ihm, mit 60 Ballkontakten neben Juri Judt am kontaktfreudigsten, neben der Niederlage auf den Keks: Wie schon als Reservist in Mainz musste er am Sonntag erneut zur Dopingkontrolle. Dabei absolviert er parallel zur Profi-Ausbildung doch gerade ein Praktikum als Sport- und Fitness-Kaufmann im FCN-NachwuchsLeistungsZentrum. „Platte“ weiß also genau, was verboten ist.
„In Hoffenheim komme ich hoffentlich um den Test herum“, sagt Marvin. Denn er will doch nur spielen. Möglichst oft bei den Profis, als Langspiel-„Platte“, mit Vertrag bis 2012. Markus Löser