Club-Star Peter Perchtold: Im Advent hat er „Stamm-Kunden“

Der 24-Jährige packt am Christbaum-Stand seiner Eltern in Langwasser kräftig an – und hat „riesigen Spaß“
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Lilo Strunz ist fündig geworden: Peter Perchtold hat auch heuer wieder eine passende Nordmanntanne. Und was noch nicht passt, wird eben mit der Axt passend gemacht.
Berny Meyer Lilo Strunz ist fündig geworden: Peter Perchtold hat auch heuer wieder eine passende Nordmanntanne. Und was noch nicht passt, wird eben mit der Axt passend gemacht.

Der 24-Jährige packt am Christbaum-Stand seiner Eltern in Langwasser kräftig an – und hat „riesigen Spaß“

NÜRNBERG „Ja, den Peter“ kennen Lilo und Dieter Strunz schon lange. So lange, dass sich das traute Ehepaar aus Fischbach „noch gut daran erinnert“, wie er als kleiner Bub sein Taschengeld als Christbaum-Schlepper aufgebessert hat. Am elterlichen, von Großvater Emil Poutnik 1955 gegründeten Stand, der mittlerweile in der Liegnitzer Straße direkt am Ende der Glogauer Straße in Langwasser-Süd zu finden ist. Dort ist Peter Perchtold auch heuer wieder im Einsatz. Obwohl er es als Club-Profi garantiert nicht nötig hätte, bei Wind und Wetter den Baum-Meister zu geben.

Perchtold hat die Wünsche seiner Kunden im Kopf

„Mir macht das riesigen Spaß, der Kontakt mit den Leuten, sie zu beraten – einfach prima“, erklärt Perchtold seinen ungewöhnlichen Nebenjob, der ihm im Kindesalter Trinkgelder „von 150 bis 200 Mark pro Tag eingebracht hat. Da hat er mehr verdient als ich“, schmunzelt Papa Toni. „Jeden Tag kann ich zwar nicht da sein, aber so oft es geht, nehme ich mir die Zeit“, verweist der 24-jährige Mittelfeld-Abräumer auf die Behandlungstermine für sein inzwischen nicht mehr so ganz lädiertes rechtes Knies nach einem Innenbandanriss.

Lilo und Dieter Strunz haben sich – wie seit 25 Jahren – auch heuer für eine Nordmanntanne entschieden. „Die nadelt nahezu gar nicht, duftet herrlich, macht eine sehr gute Luft im Wohnzimmer“, weiß der Pensionär. Perchtold muss nicht lange nachdenken, die Wünsche der „Stamm-Kunden“ hat er im Kopf: buschig, mindestens 2,50 Meter hoch und eine „besonders schöne Spitze“ muss der Baum haben. Dass der heuer aus Dänemark kommt, stört die Familie Strunz nicht. „Frisch geschlagen muss er sein, wo, ist mir egal“, erklärt Herr Strunz.

Am „Poutnik“-Stand der Perchtolds ist, wie beim Sohnemann auf dem Platz, Qualität oberstes Gebot. Papa Toni, im Zivilberuf Bauleiter bei Brochier, Mutter und Firmen-Chefin Vera, Peters Schwester Verena und Aushilfen wie der 73-jährige Hans Jung („Ich fahre mit dem Rad 7000 Kilometer im Jahr, damit ich für die Christbaum-Saison fit bin“) oder Perchtolds ehemaliger Teamkamerad beim SC Feucht, Florian Wurster (jetzt Bayreuth), schwatzen niemandem etwas auf. Ihre Maxime: Erst, wenn die Kunden zufrieden sind, sind wir es auch.

Peter entschied sich für "oder"

Peter schwingt gekonnt das Beil, „das gehört für mich dazu“. Sportlich wehrt er sich allerdings gegen das Image einer „Axt“. Klar, robustes Einsteigen im Rahmen der Regeln, gehört dazu. „Ich arbeite aber auch sehr viel an meiner Technik“, schwebt ihm „eine filigranere Spielweise“ vor. Sagt’s, und schiebt den Kochtopf mit der von Mama zubereiteten Gemüsebrühe, die Maggi-Flasche und das Geschirr im wohlig warm geheizten Bauwagen auf dem Christbaumstand zur Seite.

Dass er überhaupt beim Club gelandet ist, verdankt Peter einer Art Erpressungsversuch beim VfB Stuttgart, bei dem er vorwiegend in der Amateur-Elf (zwei Profi-Einsätze) von 2005 bis diesen Mai gekickt hatte. „Ziemlich genau vor einem Jahr hat es geheißen: Entweder du unterschreibst sofort und fliegst mit den Profis ins Trainingslager nach Dubai oder. . .“ Peter entschied sich für „oder“, konnte sich vor Zweitliga-Angeboten kaum retten. Auch eine Offerte der SpVgg Greuther Fürth war dabei.

„Ich habe alles geprüft, hatte quasi freie Auswahl.“ Doch als Club-Manager Martin Bader wenige Tage nach dem Abstieg „mitten in der Nacht bei mir anrief und wir noch sehr lange gesprochen haben, stand fest: Ich gehe zum Club, nirgendwo anders hin.“ Das Ziel Aufstieg reizte ihn, zudem „diese unglaublichen Fans. Wie viel sie für den Verein investieren, ist mir am letzten Sonntag bei den Münchner Löwen erst so richtig bewusst geworden.“

Dekorieren ist nicht sein Ding

Da saß Peter zusammen mit den ebenfalls noch angeschlagenen Daniel Gygax und Daniel Klewer direkt am Gästeblock. „Das ist ja Wahnsinn, wie die abgehen. Ich habe erstmals so richtig mitbekommen, wie sie uns unterstützen, wenn es auch mal einen Knick im Spiel gibt. Das hat mir richtig Lust gemacht, in Zukunft möglichst noch mehr zu geben.“

Und das soll als Erster Christian Eigler zu spüren bekommen. „Mann, der treibt mich zur Raserei, riskiert immer eine große Lippe. Er hat mich über die Feiertage zu einem Tennismatch herausgefordert.“ Ausgerechnet Peter, der sich in seiner Jugend mit den Daviscup-Spielern Philipp Petzschner und Philipp Kohlschreiber duellieren durfte und von einer Grand-Slam-Karriere träumte, bietet dem Stürmer an: „Wenn Christian auch nur ein Spiel gewinnt, ist er der Sieger. Ich verpasse ihm aber ein glattes 6:0, 6:0.“

Mit so viel Optimismus geht er seinen ersten eigenen Weihnachtsbaum seit Jahren nicht an. Klar, eine Nordmanntanne, „der Ferrari unter den Christbäumen“, wird es sein. „Nur mit dem Dekorieren habe ich ein großes Problem, das ist nicht so mein Ding. Vielleicht hilft mir ja meine Mutter.“ Mit echten Kerzen, Lametta und vielen roten Kugeln.Markus Löser

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.