Club: „So steigen wir ab!“

Brandrede von Kapitän Wolf nach dem 0:4 in Dortmund sorgt für Aufregung. Manager Bader beschwichtigt, Oenning gibt Fehler zu
„Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein und die Bewohner Nürnbergs zu spielen.“
Heiner Stuhlfauth
NÜRNBERG Hätte der fünfmalige deutsche Meister gesehen, was seine Ur-Ur-Enkel am Samstag beim 0:4-Debakel in Dortmund ablieferten, die FCN-Legende würde wahrscheinlich im Grab rotieren.
Wolf sauer: "So werden wir absteigen"
Zumindest aufgebracht war Club-Kapitän Andy Wolf. Erst verweigerte der Abwehrchef die Aussage, ließ aber nach dem Duschen vor den TV-Kameras seinem Zorn freien Lauf: „So werden wir absteigen, das ist klipp und klar. Da muss sich jeder straffen, jeder muss sich hinterfragen, ob es so richtig ist, ob er das richtige tut. Oder ob er alles für den Erfolg gibt. Und, dass alles gut läuft, ist bei uns schon lange nicht mehr!“ Starker Tobak.
Da mussten bei Manager Martin Bader alle Alarmglocken läuten, denn Wolfs Brandrede lässt vermuten, dass es in der Mannschaft nicht mehr stimmt. Ein deutlicher Affront gegenüber Trainer und Vereinsführung. Erst kürzlich musste Bayerns Phillip Lahm für seine Kritik am Arbeitgeber 25000 Euro Strafe bezahlen.
Bader bleibt ruhig, "weil ich Wolfs Aussagen nicht kenne"
Aber Bader bleibt ruhig. Zum einen, „weil ich Wolfis Aussagen nicht kenne.“ Zum anderen, weil er seinen Kapitän schon lange genug kennt, um zu wissen, wie Wolf tickt. „Vielleicht war da auch seine eigene Frustration dabei.“
Grund genug gäbe es. In einer nach dem Doppelschlag durch Kevin Großkreutz (8.) und Lucas Barrios (13.) kollektiv verunsicherten Mannschaft stach der Kapitän sogar noch heraus – negativ. An drei Gegentoren beteiligt, erlebte der 27-Jährige einen der schwärzesten Tage seiner Karriere, wirkte gegen die wendige BVB-Offensive derart überfordert, dass er gegen Ende in eine Art Schockstarre verfiel. „Andy ist ein sehr emotionaler Mensch. Er war mit seiner Leistung auch nicht zufrieden“, wusste auch Trainer Michael Oenning, woher der Wolf’sche Orkan wehte. Allerdings hätte Wolf wissen müssen – nachdem er und seine Kollegen dem BVB planlos ins offene Messer gelaufen waren –, dass Angriff nicht immer die beste Verteidigung ist.
"Werden uns jetzt nicht zerfleischen"
Konsequenzen wird seine Brandrede aber wohl nicht haben. „Ich werde seine Worte nicht auf die Goldwaage legen“, betont Bader und versichert. „Wir werden uns jetzt sicher nicht zerfleischen.“ Denn dann, so Bader, könne man das Projekt Klassenerhalt schon abschreiben.
Oenning: "Habe auch nicht alles richtig gemacht"
Direkt Hoffnung machte der Angst-essen-Seele-auf-Auftritt von Dortmund nicht. „Wir haben gedacht, hier mit Fußballspielen bestehen zu können“, versuchte Oenning die Pleite zu erklären. „Wir haben nur offensiv gedacht, dann aber defensiv haarsträubende Fehler gemacht.“ Auch der Trainer lag daneben. Das Experiment mit Choupo-Moting im offensiven Mittelfeld ging ebenso daneben wie Peer Kluges Auftritt auf links und Isaac Boakyes Nominierung. Oenning selbstkritisch: „Wenn wir 0:4 verlieren, habe ich auch nicht alles richtig gemacht.“ Wohl kaum.Krischan Kaufmann