Club: Lehrstunde für Heckings Azubis

Verdiente 0:3-Klatsche bei den Bayern, für die Gomez noch einen Elfmeter verschoss. Trauriger Auftritt von Pinola, der Schweinsteiger anspuckte. Hecking hofft nun auf die Lernfähigkeit seiner jungen Truppe
MÜNCHEN Voller Euphorie und mit mächtig guter Laune waren die Cluberer nach München zum 181. Derby zu den Bayern gefahren. Am Ende stand es 3:0 für den Rekordmeister. Völlig verdient, es war eine Lehrstunde für die FCN-Azubis. Leider fiel dabei einer aus der Rolle. Javier Pinola bespuckte Bastian Schweinsteiger.
Die Vorsätze waren gut, die Ausführung nicht. Der Club hatte bei den Bayern nichts zu melden. Neben den Treffern von Mario Gomez (2) und Philipp Lahm per berechtigtem Foulelfmeter verschoss Gomez noch einen weiteren Elfer, nachdem Javier Pinola Thomas Müller gelegt hatte (87.).
Schäfers Foul - grenzwertig
Dabei konnte sich der Club, bei dem sich lediglich Julian Schieber einige Möglichkeiten erkämpfte, noch Freude, dass er ohne Rote Karten aus dem Derby kam. War das Foul von Raphael Schäfer an Gomez (57.), das zum ersten Strafstoß führte, schon grenzwertig, Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer beließ es bei Gelb, war die Attacke von Pinola gegen Müller vor dem zweiten Strafstoß eigentlich glatt Rot. Kinhöfer gab gar keine Karte.
Die schlimmste Verfehlung indes sah Kinhöfer nicht. Pinola, zuvor von Bastian Schweinsteiger bei einem Bayern-Freistoß regelrecht aus dem Weg geräumt (43.), spuckte den Bayern-Regisseur an. Für Schweinsteiger, der Pinola zur Rede stellte, „respektlos. Das macht man nicht, so ist man kein Vorbild. Das ist mir noch nie passiert. Ich hätte ihm am liebsten eine Watschn gegeben, aber das hätte der Mannschaft nicht geholfen.“ Bayern-Ehrenpräsident ging noch weiter. „Das ist die schlimmste Form der Verachtung. Ich hätte Pinola einen Tritt gegeben.“ Pinola schwieg zu dem Vorfall.
Die Lehrstunde begann mit dem Anpfiff. Die Bayern setzten ihre Vorgabe („Wir müssen gewinnen“) höchst engagiert um und gingen bereits nach zehn Minuten in Führung. Über die rechte Abwehrseite des Club, wo Pranjic, wahlweise Toni Kroos, später Franck Ribéry von Juri Judt nie zu bremsen waren, legte Pranjic perfekt für Gomez auf, der aus zwei Metern einnetzte.
Ein Schock für die Nürnberger, die während der gesamten ersten Hälfte kein Bein auf den Boden brachten. Als der Club nach der Pause versuchte, Gas zu geben, schlug die Bayern-Bank zu. Trainer Louis van Gaal schickte nacheinander 67 Millionen Euro auf den Rasen, nämlich Breno (46. für Demichelis), Thomas Müller (56. für Altintop) und schließlich Ribéry (70. für Kroos). Hecking konnte nur Mike Frantz, Robert Mak und Almog Cohen dagegensetzen. Deutlicher kann der Unterschied zwischen Bayern und dem Club nicht dokumentiert werden.
"Werden die richtigen Schlüsse ziehen"
Und deshalb analysierte Hecking die Lehrstunde auch relativ gefasst: „Meine Mannschaft ist lernwillig und deshalb werden wir auch aus diesem Spiel die richtigen Schlüsse ziehen.“ Unter anderem den, wie Hecking sagte, „dass meine Spieler lernen müssen, dass man bei Bayern nicht aufmacht und ihnen ein schönes Heimspiel gönnt.“
Aber Hecking hatte auch Positives gesehen. „Wir haben in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit das gemacht, was ich gefordert hatte. Mit ein bisschen Glück gelingt uns der Ausgleich, aber nach dem 0:2 war die Partie entschieden.“ Aber die Lehrstunde noch nicht beendet. Nur Torwart Raphael Schäfer und der Unkonzentriertheit von Gomez war es zu verdanken, dass sie nicht noch derber ausfiel.
Und in Sachen Pinola kontra Schweinsteiger hoffte Hecking nur, „das die beiden das unter sich austragen – telefonisch.“ ERG/MaC