Club-Hecking ehrlich: Pleite geht auf meine Kappe!

Offensivmann Dario Vidosic als Rechtsverteidiger zu bringen war „eine Fehleinschätzung“. Doch beim 1:3 gegen Lautern versagten auch andere
NÜRNBERG Böse Vorahnung oder einfach nur ein Treuebekenntnis? „Unsere Fahnen, sie weh’n auch, wenn du mal verlierst“, hatten die Fans in der Nordkurve ihrem Club auf einem Plakat mitgeteilt. Und zwar vor der 1:3 (0:3)-Pleite gegen Kaiserslautern. Trainer Dieter Hecking nimmt zumindest eine Teilschuld für die sechzigminütige Vorführung durch den Aufsteiger auf seine Kappe: „Dario Vidosic als Rechtsverteidiger zu bringen, war eine Fehleinschätzung. Es tut mir leid für den Jungen.“
75 Prozent weniger Abwehrleistung, null Prozent Ertrag. Das lag allerdings nicht nur an der völlig durcheinander gemischten und total durcheinander agierenden Viererkette. Nach der Sperre von vier Spielen für Javier Pinola, dem Ausfall von Per Nilsson (Knie) und dem kurzfristigen Rückzieher von Juri Judt (Zerrung) standen Vidosic, Dominic Maroh und Pascal Bieler neben Platzhirsch Andy Wolf in der Startelf. Es wäre jedoch zu einfach, allein den drei Nachrückern den Schwarzen Peter zuzuschieben.
Eher handelte es sich um kollektives Versagen, wie die schöne Serie von vier Heimsiegen in Folge verbockt wurde: keine Grundordnung, kein kompakter Defensivverbund und ein Zweikampfverhalten wie gesättigte Blindschleichen. Hinten wie vorne fehlte, was den Club, mit Ausnahme des 0:3 in München vor einer Woche zuvor, so stark und erfolgreich gemacht hatte.
".. das kann man ja wohl verlangen"
„Nur wenn wir das alles abrufen, haben wir eine große Qualität, sind für jeden Gegner ein unangenehmer Partner“, erklärt Hecking. „Wenn nicht, haben wir große Probleme.“ Und so will der Trainer nach Robert Maks Ehrentreffer, einigen Chancen und dem von Wolf verballerten Strafstoß (83.) „das Aufbäumen nicht überbewerten. Das kann man ja wohl verlangen.“
Gäbe es im Fußball eine Auszeit, Hecking hätte nicht erst in der Pause die Frage nach der richtigen Einstellung stellen können. „Die, die neu reingekommen sind, sind von uns anderen im Stich gelassen worden“, entschuldigt sich auch Flügelflitzer Mike Frantz. Und Bieler, sein Hintermann auf links, meint: „Als Abwehrspieler siehst du dann immer am blödesten aus.“
Trainer verteidigte seine Notlösung
Vor allem die gelernte Offensivkraft Vidosic, in seinen Leihmonaten in Duisburg und während der Vorbereitung tatsächlich Aushilfs-Verteidiger. Jens Hegeler und Almog Cohen sah Hecking nicht als Option, denn dann hätte der Kapitän nach außen rücken müssen: „Wolf sollte aber innen bleiben, damit ich wenigstens eine Konstante in der Viererkette habe“, verteidigt der Trainer seine Notlösung.
Sein Lauterer Kollege Marco Kurz, der im AZ-Interview den Club als „harte Nuss“ bezeichnet hatte, Freude sich über den Peanuts-Gegner. Aber der Ex-FCN-Profi hat vielleicht das Patentrezept für kommenden Freitag parat. Dann müssen Wolf & Co. nach Mainz. Kurz: „Wir haben den Schwung aus der zweiten Halbzeit gegen Stuttgart mitgenommen“, als die Roten Teufel aus einem 0:3 ein 3:3 gemacht hatten. „Und wir sind auch hier frech aufgetreten.“ Spicken ist im Fußball ja erlaubt. Hat aber nur Erfolg, wenn man nicht erneut vom Start weg eiskalt erwischt wird. Markus Löser
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