Club-Handballerinas: Der nächste Nackenschlag
Vor Final-Hinspiel um die Meisterschaft in Leipzig: Trainer Herbert Müller tobt wegen Punkteklau. Torfrau Maja Gubova verletzt.
NÜRNBERG „Jetzt erst recht“, knurrt Herbert Müller, Trainer der Club-Handballerinas, vor dem Final-Hinspiel am Samstag (15 Uhr) beim HC Leipzig ins Telefon.
Nach dem Hickhack um verspätet eingereichte Lizenzunterlagen und dem überraschenden Vier-Punkte-Abzug seitens des Verbandes für die neue Saison, kann sich Müller auch drei Tage später kaum beruhigen. Als „Korinthenkackerei“ und „dummes Gelaber“ bezeichnet er die Diskussion um die Bestrafung seiner Mädels, und vergisst dabei für einen Augenblick seine sonst so guten Manieren.
„Ich fühle mich von allen Seiten im Stich gelassen“, zeigt sich der Trainer aber auch enttäuscht. Von allen Seiten – den eigenen Verein eingeschlossen. Schließlich ist der Club nicht ganz unschuldig am Lizenz-Schlamassel: „Man muss als gebranntes Kind eben seine Hausaufgaben doppelt gut machen“, spielt Müller auf hoffentlich vergangene Tage an, an denen die Finanzierung des Saisonetats am seidenen Faden hing.
„So etwas darf nicht mehr passieren“
Zu ein bisschen Verständnis kann sich gar Ania Rösler durchringen: „Ich finde es gut, dass der Verband streng kontrolliert“, so die Rückraum-Kanone, die die klammen Zeiten beim Club am eigenen Leib erfahren musste: „So etwas darf nicht mehr passieren“. Dass es dabei ausgerechnet ihren Verein trifft, „ist eben blöd“.
Sportlich blöd: Torhüterin Maja Gubova verletzte sich im Training bei einem unglücklichen Zusammenstoß mit Rösler an der Schulter, fällt wohl für Samstag aus. „Es sieht schlecht aus“, gibt Müller über den Gesundheitszustand „meiner Titelgarantin“ Auskunft.
Viel Ballast, den die Handballerinas da im Moment mitschleppen müssen. Ans Aufgeben verschwenden die Müller-Girls trotzdem nicht den Hauch eines Gedanken: „Wir haben ein ganzes Jahr sehr hart gearbeitet“, erklärt Rösler kämpferisch, „Wir wollen ernten, was wir gesät haben“.
„Alle sind bis in die Haarspitzen motiviert“
Für dieses Ziel gilt es, den Kopf rechtzeitig frei zu bekommen, alle störenden Gedanken beiseite zu schieben. Machbar, so scheint es: „Alle sind bis in die Haarspitzen motiviert“, berichtet Rösler, die sich auf einen „harten Kampf“ in Leipzig eingestellt hat. Ebenso wie Herbert Müller. Am liebsten wäre dem Trainerfuchs natürlich ein Sieg beim sächsischen Erzrivalen, aber auch eine knappe Niederlage ließe sich im Rückspiel (11. Mai, 16 Uhr, BBZ) vor eigenem Publikum noch korrigieren.
Der schicksalserprobte Müller macht sich um die Ernte seiner Mädels wenig Sorgen: „Wir standen zwei Mal vor der Insolvenz – und sind beide Male Meister geworden“.
Maja Kolonic
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