Club-Fans gegen Trainer

NÜRNBERG - Beim Club brennt der Baum: Hunderte frustrierte Anhänger machen sich nach dem Armutszeugnis gegen Kaiserslautern in den Fan-Foren Luft. Von Heesen versucht es derweil mit Video-Folter.
Beim Club brennt die Luft! Nach der peinlichen Vorstellung beim 1:2 in Kaiserslautern laufen die Fans Sturm gegen Trainer Thomas von Heesen. Vor allem im Internet entlädt sich der Frust über die enttäuschenden Leistungen seit Saisonbeginn.
So fragen sich viele, wie der Coach nach weiteren Verstärkungen rufen kann, obwohl er schon zehn neue Spieler bekommen hat. Und sie wundern sich, warum die Mannschaft noch nicht strukturiert ist. „Die Laufwege passen nicht.“ „Wo ist das Konzept?“ „Wir konnten den Ball kaum in den eigenen Reihen halten. Das hatte mit Spielkultur gar nichts zu tun“, so die noch eher harmloseren Urteile. Auch die Auswechslung von Mario Breska (39.) traf auf Unverständnis. „Da wechselt er einen defensiven für einen offensiven Mann ein. Wollte von Heesen das 0:2 halten?“
Freier Trainingstag gestrichen, dafür Videoanalyse
Darauf antworten wollte der Gescholtene gestern nicht. Er war in der Kabine mit den Vorbereitungen zur Videoanalyse beschäftigt. Und da gibt’s viel zu besprechen. Stattfinden wird die TV-Folter heute. Der eigentlich trainingsfreie Tag wurde gestrichen. Unmittelbar nach dem Spiel war der Trainer noch auskunftsfreudiger, wenn auch bei seinen Aussagen nicht immer glücklich. So gab’s eine Kollektiv-Schelte für die Mannschaft. „Auf diesem Niveau darf man nicht spielen. Ich bin nicht enttäuscht, sondern auch erbost, weil wir auf die Aggressivität der Lauterer vorbereitet waren. So eine erste Halbzeit lasse ich mir nicht bieten.“
Auch einzelne Profis, namentlich Mario Breska und Jacques Abardonado, bekamen ihr Fett ab. Von Heesen: „Wir können uns nicht erlauben, auf Dauer mit diesen Spielern weiterzuarbeiten. Einige müssen sich schwer strecken, sonst reicht es für sie nicht. Wir müssen unsere Defizite schleunigst abbauen, um dem gerecht zu werden, was alle erwarten – das ist nach wie vor der Aufstieg.“ Die Attacken auf Einzelne kommen beim Anhang freilich gar nicht gut an. Der Tenor: „Was der Trainer im Fernsehen erzählt hat, gehört sich nicht.“
Schäfer: "Mit Andi Wolf wär's nicht anders gelaufen"
Das tat er zumindest beim DSF nicht auf dem Platz. Offenbar aus Angst vor den zahlreichen Protest-Rufen aus dem FCN-Block – knapp 1500 Anhänger waren in die Pfalz gereist – zog es der Ex-Bielefelder vor, das obligatorische Schluss-Interview im Kabinengang zu geben. Begründung: „Ich muss zur Mannschaft.“ Und auch in der rumort es. Kapitän Raphael Schäfer widersprach von Heesen in einem Punkt.
Der Trainer hatte vieles am Fehlen von Abwehrchef und Kapitän Andreas Wolf (Kreuzbandriss) festgemacht. Schäfer dagegen meinte: „Mit Andi wäre das Spiel auch nicht anders gelaufen.“ Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen. Ganz so desolat wäre die FCN-Abwehr mit ihrem Chef wohl nicht aufgetreten. Nur Wolf alleine reißt’s allerdings auch nicht raus. Oder um mit Schäfer zu sprechen: „Was wir hier gegen eine junge, durchschnittliche Zweitliga-Mannschaft abgeliefert haben, reicht nicht für den Aufstieg.“ Da war er sich mit von Heesen wieder einig. Die Fans sind es nicht. E. Ergenzinger/M.H.