Club-Fan verprügelt! Prozess gegen Polizisten!

Beim Zweitliga-Heimspiel des 1. FCN gegen den FC Augsburg soll der Beamte (31) ausgerastet sein. Er schlug mehrfach auf den jungen Mann ein
von  Abendzeitung
Student Simon P. (21, links) bekam die Prügel ab, der angeklagte Polizist gab zu, „überreagiert“ zu haben.
Student Simon P. (21, links) bekam die Prügel ab, der angeklagte Polizist gab zu, „überreagiert“ zu haben. © bayernpress.com

Beim Zweitliga-Heimspiel des 1. FCN gegen den FC Augsburg soll der Beamte (31) ausgerastet sein. Er schlug mehrfach auf den jungen Mann ein

NÜRNBERG Sonntag, der 17. August 2008. Der Club spielt nach dem letzten Abstieg sein erstes Zweitligaspiel gegen den FC Augsburg. Auf dem Max-Morlock-Platz sammelt sich eine Gruppe von 30 Fans, darunter Anhänger aus der Ultras-Szene. Es kommt zu einer Rangelei mit einem FCA-Fan. Polizist Franz E. (Name geändert) stürzt in die Menge, um dem Mann zu helfen – und soll dabei brutal gegen einen Unbeteiligten vorgegangen sein. Seit Montag steht der 31-Jährige wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht.

Opfer Simon P. (21) erklärte, nichts mit der Schlägerei zu tun gehabt zu haben. Er sei zwar dabei gestanden, hätte sich aber nicht beteiligt. Der Beamte sah das anders. Er fand sich plötzlich umringt von einem wütenden Mob, der ihn mit Schlägen und Tritten attackierte. Einen heftigen Stoß, so dachte er, hätte er von Simon P. bekommen. Der Polizist.: „Ich habe zurückgeschlagen, um mich zu verteidigen.“

Richterin: „Das sieht mir nicht nach Notwehr aus"

Vier Mal holte Franz E. mit der Faust aus, traf Simon P. am Kopf und im Gesicht. „Ist das Ihr Verständnis von Ihrem Beruf?“, fragte Anwalt Ralf Peisl, erst kürzlich auch in den FCN-Aufsichtsrat gewählt. Auch Richterin Heidi Dünisch befand, nachdem sie ein Video von dem Vorfall studiert hatte: „Das sieht mir nicht nach Notwehr aus. Eher so, als hätten Sie eine Hemmschwelle überschritten.“

Das Video belegt außerdem, dass Simon P. zu keiner Zeit auf den Beamten losgegangen war. Der Angeklagte erklärte: „Ich war damals neu im Job, hatte keine Erfahrung. Ich geriet in Panik und wollte nur noch raus. Heute weiß ich, dass ich überreagiert habe.“

Im April entschuldigte sich Franz E. per Brief bei Simon P. „Die Reue kam reichlich spät“, fand Peisl. Denn kurz nach dem Vorfall hatte der Polizist seinerseits noch versucht, Schmerzensgeld einzuklagen. Der Prozess geht weiter. mp

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