Club: Doppelpack der Drecksarbeiter

Simons und Cohen erlegen überheblichen HSV. Lob von Trainer Dieter Hecking. Aber: Große Sorgen um Ilkay Gündogan
von  Abendzeitung
Platz da, die Abräumer kommen: Timmy Simons (Mitte) und Almog Cohen freuen sich über ihre Treffer gegen den HSV. Philipp Wollscheid (links) findet’s prima.
Platz da, die Abräumer kommen: Timmy Simons (Mitte) und Almog Cohen freuen sich über ihre Treffer gegen den HSV. Philipp Wollscheid (links) findet’s prima. © dapd

Simons und Cohen erlegen überheblichen HSV. Lob von Trainer Dieter Hecking. Aber: Große Sorgen um Ilkay Gündogan

NÜRNBERG Von wegen, der 1.FCN wäre nach dem durchwachsenen Rückrundenstart, spätestens aber nach dem bitteren Pokal-K.o. auf Schalke ein heißer Kandidat für den Abstieg. Auf ein angeknackstes Selbstbewusstsein der Cluberer hatten am Samstag wohl auch die Spieler des Hamburger SV gehofft. Pustekuchen! Mit einem verdienten 2:0 (0:0) über den an den Europacup-Plätzen schnuppernden HSV setzte der fränkischen Talentschuppen ein dickes Ausrufezeichen.

Simons: "Tore gehören nicht zu meiner Qualität"

Nicht nur Trainer Dieter Hecking freut sich über „einen Sieg der Moral und des Charakters“. Auch die leider nur 36202 Zuschauer im Stadion waren total begeistert. Leidenschaft, Zweikampfhärte, Siegeswillen – „und endlich haben sich auch meine Drecksarbeiter mal selbst belohnen können“, lobt Hecking das defensive Mittelfeld-Duo Timmy Simons und Almog Cohen. Die niemand auf der Rechnung hatte: Ausgerechnet die belgisch-israelische Combo sorgte mit je einem Tor für „ein richtig schönes Wochenende“, strahlt Hecking.

Simons traf per Elfmeter, nachdem Youngster Markus Mendler („Erstmals von Anfang an dabei sein zu dürfen, war richtig geil!“) Christian Eigler steil geschickt hatte. HSV-Keeper Frank Rost konnte nur noch die Sense auspacken. Nach den „Fahrkarten“ von Andy Wolf (gegen Lautern) und Javier Pinola (gegen Gladbach) musste Hecking eine neue Nummer eins der Schützen-Hierarchie ausrufen: „Auf Schalke habe ich mir ja lange Gedanken machen dürfen, wer zum eventuellen Elferstechen ran muss.“ Auch Simons macht in Galgenhumor: „Tore gehören nicht zu meiner Qualität, verteidigen und Lücken schließen, das ist meine Aufgabe.“

Cohen: In Israel auf der Titelseite

Bei seinem famosen Querpass auf Cohen zum 2:0 war auch eher Zufall der Vater des Gedankens. „Ich habe niemanden gehört oder gesehen, nur auf Verdacht abgelegt“, grinst Timmy. Almog bedankt sich trotzdem: „Ich wusste auch nicht, was nach meinem ersten Bundesliga-Tor in meinem Kopf los war. Aber plötzlich waren da nur noch Glücksgefühle.“ Und die Aussicht, in der Heimat groß gefeiert zu werden. „In einigen Zeitungen wird der Club wohl auf Seite eins stehen. Mein Handy ist voll mit Interviewanfragen“, verrät der 22-jährige Israeli.

Angesichts von vier fehlenden Stammkräften – Per Nilsson, Mike Frantz sowie die Edeltechniker Ilkay Gündogan (Fußquetschung) und Mehmet Ekici (Gelbsperre) – lautete die Devise: „Wenn die Kreativ-Abteilung fehlt, dann über Kampf ins Spiel. Und nach Schalke mit Wut im Bauch“, erklärt Jens Hegeler, der als „Spielmacher“ in die Schaltzentrale rückte. Allerdings ist bei Gündogan weiter größte Geduld gefordert. „Die Kontrollbilder“, sagt Hecking über eine Kernspintomographie letzte Woche, „zeigen, dass die Gefahr eines Mittelfußbruches bei höherer Belastung noch besteht. Wir gehen keinerlei Risiko ein.“

"Andere haben größere Probleme"

Weil über allem - trotz jetzt verbesserter Ausgangslage – der Nichtabstieg steht. „Wir haben die Qualität, die Klasse ohne Relegation zu halten“, versichert Hecking. „Ich bin nicht so depressiv und schaue in der Tabelle nur nach unten. Andere haben größere Probleme, werden auch nicht jedes Spiel gewinnen. Aber wir dürfen nicht nachlassen. Das würde man uns zurecht um die Ohren hauen.“ War doch der HSV der beste Beweis dafür, wie fatal Selbstgefälligkeit sein kann. Markus Löser

Mehr über den Club, das "Bettgeflüster" von Trainer Dieter Hecking und das unmögliche Benehmen von Ex-Coach Michael Oenning, lesen Sie in der Printausgabe der Abendzeitung am Montag, 31. Januar 2011.

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