Club: Doppelagent Hegeler
Leverkusener Leihgabe weiß genau, was am Rhein gespielt wird. Der Sechser brennt auf seine Rückkehr – und hofft auf einen Platz in der Startelf
NÜRNBERG Gestern Abend war Dieter Hecking wieder in geheimer Mission unterwegs. Sein Auftrag: Stärken und Schwächen von Sonntagsgegner Leverkusen ausmachen, der gestern zum Auftakt der Europa League gegen den norwegischen Rekordmeister Rosenborg Trondheim ran musste. Womöglich hätte sich der Club-Trainer den Spionagedienst aber auch sparen können, weiß er doch glücklicherweise einen Doppelagenten in seinen Reihen: Und der ist über die Geschehnisse bei der Werkself stets bestens informiert. Gestatten? Hegeler. Jens Hegeler.
"Wir müssen das Spiel ähnlich angehen wie in Hamburg“
Erst vor zwei Tagen hatte die Bayer-Leihgabe mal wieder mit seinem Kumpel, Ex-Cluberer Stefan Reinartz, telefoniert. Aber was der seinem legitimen Nachfolger im defensiven FCN-Mittelfeld androhte, war nicht unbedingt aufbauend: „Stefan hat mir gesagt, dass sie unbedingt gewinnen müssen“, plaudert 00 13 (letzteres ist Hegelers Rückennummer) vor dem Auftritt am Sonntag, 17.30 Uhr, ein wenig aus dem Nähkästchen. Eine Kampfansage, die kaum verwundert. Die Bilanz mit nur vier Punkten aus drei Spielen, darunter die verheerende 3:6-Heimklatsche gegen Gladbach, lässt am Rhein schon die Alarmglocken läuten.
Sei’s drum. Beim Club steht die Marschroute für den Kick in der runderneuerten BayArena sowieso schon fest. „Wir müssen das Spiel im Prinzip ähnlich angehen wie in Hamburg“, erklärt Hegeler, der beim 1:1 erst eingewechselt wurde. Was bedeutet: „Tief stehen und mit unseren schnellen Spielern kontern.“
Für den 22-jährigen Defensiv-Spezialisten ist der Auftritt in jedem Fall „ein besonderes Spiel“. Immerhin ist Leverkusen sein Stammverein. Und das Stadion so etwas wie sein zweites Wohnzimmer. Nur der Verpflichtung von Michael Ballack war es zu verdanken, dass Jens überhaupt beim Club für zwei Jahre auf Leihbasis anheuern durfte. Denn trotz des Leverkusener Überangebots an defensiven Mittelfeldspielern wollte Bayer-Coach Jupp Heynckes Hegeler zunächst nicht ziehen lassen. Erst nachdem der auf stur stellte, lenkte der Trainer-Dino (65) ein: „Jens hat mir im Training nicht mehr gefallen. Als ich ihn fragte, was los sei, sagte er, dass er so gerne nach Nürnberg gehen würde“, erklärte Heynckes damals.
"Ich habe meine Sache auch nicht so schlecht gemacht"
Klar, dass der gebürtige Kölner nun am Sonntag nur zu gerne beweisen würde, dass seine Ausleihe für alle Beteiligten das Beste war. „Das ist schon eine Extra-Motivation“, gibt Jens zu. Zumal auch noch „viele Freunde und meine Familie im Stadion sein werden“. Ob die ihren Jens allerdings auch in Aktion sehen werden, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Beim famosen 1:1 in Hamburg hatte Hecking Hegeler zuletzt für Almog Cohen aus der Startelf rotiert. Und der Israeli hat dem Trainer wenig Anlass zur Kritik gegeben. Hoffnung macht sich Hegeler aber dennoch. Denn „der Trainer hat mir erklärt, dass das eine taktische Maßnahme war. Almog sollte speziell gegen Zé Roberto spielen.“ Von seinen eigenen Qualität ist der 1,93-Meter-Schlaks weiter fest überzeugt: „Ich habe meine Sache zuvor nicht so schlecht gemacht.“ Krischan Kaufmann
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