Club: Crash-Test für McClaren
Weil nach Investitionen von knapp 40 Millionen Euro die Erfolge ausbleiben, steht Wolfsburgs Trainer schon mächtig unter Druck
NÜRNBERG/WOLFSBURG Steve McClaren geht es in der Bundesliga wie einem Austausch-Schüler auf Sprachreise. Die Liga, die Akteure – alles ist neu und fremd für den englischen Trainer des VfL Wolfsburg. Trotzdem genoss der 49-jährige Fußballlehrer von der Insel trotz mäßiger Ergebnisse in der VW-Stadt bislang noch eine Art Exotenschutz. Dieser Kredit ist nach acht Spieltagen (Platz zwölf) aufgebraucht. Beim Spiel gegen den Club am Samstag (15.30 Uhr) steht McClaren, der selbst von einer „crucial week“, also einer entscheidenden Woche sprach, intern gewaltig unter Druck! Gut möglich also, dass der Club den Engländer zurück auf die Insel schießt.
"Wir müssen noch lernen"
Dreimal, zuletzt beim peinlichen 2:3 zuhause gegen Leverkusen, haben die Wölfe eine Führung – und damit neun Punkte liegen lassen. In der „Was-wäre-wenn-Tabelle“ stünden sie auf Rang zwei. Und so muss McClaren verbittert konstatieren: „Große Spieler haben von Haus aus schon eine gute Konzentration. Wir müssen das noch lernen!“ Eine schallende Ohrfeige für seine Profis – und für die eigene Transferpolitik. Denn bei Investitionen von knapp 40 Millionen Euro in Stars wie Diego oder Simon Kjaer sollten eigentlich ein paar „große Spieler“ dabei sein.
Problem Nummer zwei ist der Trainer selbst. Abgesehen von seinem Aus als englischer Nationalcoach, weil er die Qualifikation für die EM 2008 in Österreich und der Schweiz vergeigte, hat McClaren durchaus einige Erfolge vorzuweisen. Den englischen Mittelklasse-Klub FC Middlesbrough führte er 2006 ins Uefa-Cup-Finale. Letzte Saison feierte er mit Außenseiter Twente Enschede in Holland sogar die Meisterschaft. Nur in Wolfsburg findet sich McClaren nicht zurecht, bastelt seit seinem Amtsantritt im Sommer an einem passenden Spielsystem. Aber keines seiner Experimente, ob mit Spielmacher oder ohne, hat bislang den erwünschten Erfolg gebracht. McClaren gibt zu: „Ich habe für die Mannschaft noch keine richtige Formation gefunden.“
VW-Bosse fordern schnelle Erfolge
Ob McClaren für seine Suche noch genügend Zeit bleibt, ist fraglich. Zunächst will Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß ihm noch einen Mental-Trainer zur Seite stellen. Wenn das auch nicht hilft, dürfte McClarens Zeit in Wolfsburg bald abgelaufen sein. Denn aus der Zentrale von Hauptanteilseigner VW ist zu hören, dass ein langer Atem – wie bei Armin Veh – ausgeschlossen ist. Der aktuelle HSV-Trainer durfte, obwohl schon im Herbst in der Kritik, letzte Saison bis zum zweiten Spieltag der Rückrunde weiterwursteln. So viel Geduld haben die VW-Bosse sicher nicht mehr. Krischan Kaufmann
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