Club bestraft sich selbst: Nur 1:1 in Osnabrück

FCN-Torschütze Peer Kluge: „Wir haben nicht dagegen gehalten.“ Ausgleich in der 91. Minute bei flutlicht-süchtigen Niedersachsen
OSNABRÜCK Am Freitagabend setzte der VfL Osnabrück seine stolze Serie fort: Seit dem 1. April 2005 haben die Niedersachsen kein unter Flutlicht ausgetragenes Punktspiel vor heimischer Kulisse verloren. Auch im 27. Anlauf blieb das Team von Trainer Claus-Dieter Wollitz ungeschlagen. Zwar sah es nach der frühen Club-Führung durch Peer Kluge (8.) lange nach einem Kurzschluss für den VfL aus. Doch Marvin Braun gelang in der Nachspielzeit der insgesamt verdiente 1:1-Ausgleich gegen größtenteils erschreckend schwache Nürnberger.
Mintal und Goncalves nur auf der Bank
Club-Trainer Michael Oenning hatte auf den Griff in die Wundertüte verzichtet: „Nach zwei Derby-Siegen“, erklärte er im Rückblick auf das 2:1 gegen Fürth und den 3:0-Erfolg in Ingolstadt, „hatte ich keinen Grund, etwas zu ändern. Das hätte ja auch keiner verstanden.“ Also blieb den nach Rot-Sperren wieder verfügbaren José Goncalves und Marek Mintal nur ein Platz auf der eiskalten Ersatzbank. „Es ist doch gut, dort Leute sitzen zu haben, die uns weiterhelfen, wenn es nicht so läuft“, zeigte sich Oenning froh über die Qualität seiner Reservisten.
Natürlich wusste der 43-Jährige auch um die Stärken der Gastgeber, obwohl diese zuvor sechs Mal in Folge ohne Sieg geblieben waren: „Aber zu Hause, mit seinen Fans im Rücken und dann noch unter Flutlicht, zeigt der VfL immer besondere Leistungen.“
Chancen blieben Mangelware
Aggressiv, laufstark und permanent hart am Mann – Osnabrück zeigte von Beginn an Zähne. Bis ihnen selbige Peer Kluge schnell zog. Nach einer feinen Einzelleistung samt 18-Meter-Hammer von Issac Boakye, verwandelte „Wühlmaus“ Kluge den von Stefan Wessels nur abgeklatschten Ball, technisch raffiniert über den VfL-Schlussmann gelupft, zum frühen 1:0 (8.).
Der Rückstand verunsicherte die Gastgeber ganz offensichtlich. Frei nach der legendären Rudi-Carrell-Show „Am laufenden Band“ mutierte der Spielaufbau zum Fehlpass-Festival. Und wenn eine Art von Gefahr vor dem Tor von Club-Kapitän Raphael Schäfer aufzog, waren taktische Fouls ein probates Mittel. Gegen einen freistoß-schwachen Kontrahenten völlig legitim. Wobei: Auch der Club konnte sich keine nennenswerte Chance mehr im ersten Akt erarbeiten.
"Harry, jetzt lauf doch mal"
Folge: Oenning reagierte, schickte den sich zuletzt selbst spielunfähig schreibenden Angelos „Harry“ Charisteas (Zwicken im Sprunggelenk) für den über Muskelbeschwerden klagenden Boakye aufs Feld. Abgesehen von einem knapp verzogenen Kluge-Kracher (49.) herrschte jedoch weiter die große Flaute im Club-Sturm. Oenning, zwölf Minuten vor Feierabend sauer: „Harry, jetzt lauf’ doch mal.“ Nur: wohin?
Osnabrück gab die Antwort: immer nach vorne, mehr oder minder kontrolliert, aber keinesfalls ungefährlich. Gleich zweimal ließ sich Dominik Reinhardt von VfL-Stürmer Fiete Sykora im Luftduell düpieren, die Kopfbälle (71., 80.) landeten zum Glück im Irgendwo. Die Schlussoffensive der Hausherren schien zu verpuffen, als Braun am leeren Tor vorbei schoss (86.). Doch in Minute 91 machte es Braun besser, traf im Nachschuss zum 1:1. „Wir haben nicht dagegen gehalten, das Ergebnis ist okay“, moserte Kluge. Kollege Mike Frantz: „Eine gerechte Strafe, weil wir nicht heiß genug auf das zweite Tor waren.“ Markus Löser, mh