Christkindlesmarkt-Touristen müssen durch Schmuddelpassage

Die Passage vom U-Bahnhof Lorenzkirche zur Kaiserstraße soll seit Jahren neu gestaltet werden. Doch die Hauseigentümer streiten mit der Stadt um die Kosten.
von  Abendzeitung

Die Passage vom U-Bahnhof Lorenzkirche zur Kaiserstraße soll seit Jahren neu gestaltet werden. Doch die Hauseigentümer streiten mit der Stadt um die Kosten.

NÜRNBERG Wer mit der U-Bahn ins Zentrum kommt und von dort zum Christkindlesmarkt geht – und das sind in den nächsten Wochen etliche hunderttausend Touristen – der lernt Nürnberg von seiner hässlichen und schmutzigen Seite kennen. Schon das Verteilergeschoss am U-Bahnhof Lorenzkirche ist kein Schmuckstück. Doch richtig eklig wird es, wenn die Gäste durch die dunkle Schmuddel-Passage Richtung Kaiserstraße und Fleischbrücke zum Hauptmarkt gehen.

„Jeden Morgen muss ich erst einmal mit zwei Eimern Wasser den ganzen Dreck wegschwemmen, damit es nicht mehr so stinkt“, schimpft Mürvet Özemek, die Inhaberin des Modegeschäfts „Tempio della donna“ in der Passage. Auch Wai Han Mok, Managerin von „Comptoir de Cotonniers“, deren Laden eine lange Schaufensterfront zur Passage hin hat, hat die Nase voll. „Die Situation hier ist überhaupt nicht einladend. Außerdem riecht es oft sehr streng.“

Die Passage als Bedürfnisanstalt – ein Grund dafür ist sicher die verwinkelte Waschbeton-Architektur mit vielen dunklen Ecken. Aber auch die beschmierten Wände und beklebten Säulen tragen zum Schmuddel-Image bei. Und das ausgerechnet am Eingang zur Kaiserstraße, die sich gerne als Nobelmeile Nürnbergs mit exklusiven Läden präsentiert.

Es geht um viel Geld

Seit Jahren hat das Wirtschaftsreferat versprochen, den U-Bahnzugang zu verschönern. Doch bisher ist noch nichts geschehen. „Am 18. Dezember habe wir wieder eine Sitzung mit den Hauseigentümern“, sagt Petra Morschheuser, die in Roland Flecks Ressort für die Umgestaltung zuständig ist. Problem ist die komplizierte Eigentümer-Struktur des Gebäudekomplexes. Da ist Streit programmiert, wenn alle Interessen unter einen Hut kommen sollen. Zumal es um viel Geld geht.

„Die Neugestaltung wird teuer. Und die Eigentümer müssen sich daran beteiligen“, sagt Morschheuser. Eine neue Treppe hoch zur Adlerstraße ist geplant, ein neuer Bodenbelag und eine hellere Beleuchtung. „Es sieht positiv aus, dass wir bald zu einer Lösung kommen werden“, macht sie trotzdem gute Stimmung.

Händler mahnen rasche Verbeserungen an

Doch Björn Pfeiff, Geschäftsführer von „Emerson Renaldi“, der seine edlen Schuhe mit Blick in die Passage verkauft, hat so seine Zweifel. „Ich bin gespannt, ob jetzt endlich mal was passiert. Bisher wurde darüber nur lange geredet.“ Inzwischen haben die Händler selbst die Initiative ergriffen – und wenigstens die vorderste Säule zur Kaiserstraße hin mit Tannenzweigen verschönert. Ein verzweifelter Versuch, die Schmuddel-Passage etwas aufzuhübschen. mir/kes

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