Chiemsee: Angst um bayerische Idylle

Am Chiemsee will eine Firma aus Österreich nach Erdgas bohren - direkt an einem Naturschutzgebiet. Die Bürger fürchten Umweltschäden.
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Unter dem Langbürgner See im Chiemgau werden Millionen Kubikmeter Erdgas vermutet.
own Unter dem Langbürgner See im Chiemgau werden Millionen Kubikmeter Erdgas vermutet.

Breitbrunn - Der erste Bohrturm steht schon. Er ist nur sechs Meter hoch und aus Holz. Und doch haben die Bürger von Breitbrunn am Chiemsee riesige Angst vor ihm – und was ihm folgen könnte. Unter ihrem Naturschutzgebiet am Langbürgner See will eine österreichische Firma nach Erdgas bohren.

Die Bürger fürchten um ihr Idyll – und sind bereit, zu protestieren. Einer von ihnen ist Münchens Ex-Stadtrat Bernhard Fricke: „Ich finde Erdgas-Förderung sinnvoll, aber nicht 50 Meter von einem Naturschutzgebiet entfernt“, sagt er.

Fricke hat eine besondere Beziehung zu dem See, unter dem in 2,5 Kilometern Tiefe das Gas vermutet wird. „Ich habe dort schöne Stunden mit meinem verstorbenen Schaf Seraphine verbracht.“ Aber im Schatten eines Bohrturm wolle er künftig nicht mehr Sonnenbaden. „Das ist auch nicht gut für den Tourismus.“ Neben dem Naherholungsgebiet fürchten die Breitbrunner und ihre Nachbarn aus Eggstätt vor allem, dass ihr Grundwasser verunreinigt werden könnte.

Oder dass giftige Dämpfe aus dem Bohrloch austreten. Eine Sorge, die Bayerngas, die mit der österreichischen Firma RAG bohrt, versucht zu zerstreuen. „Es gibt keine Gefahren für Natur oder Mensch“, sagt Dirk Barz von Bayerngas.

Das Gebiet werde nach der Förderung renaturiert. „Da ist jetzt eine grüne Wiese und am Ende wird es wieder eine grüne Wiese sein“, sagt Barz. Um das Erdgas zu fördern, will RAG außerhalb des Naturschutzgebietes in die Erde stoßen und schräg unter den See bohren. Bis zu 300 Millionen Kubikmeter Erdgas könnten dort liegen. „Damit können wir 10000 Haushalte über zehn Jahre versorgen“, sagt Barz.

Die Sorgen der Bürger könne er verstehen „und wir werden alles tun, um sie auszuräumen.“ Auf einer ersten Bürgerversammlung kam es zum Schlagabtausch. „Das war eine reine Alibi-Veranstaltung“, sagt Fricke. Die Genehmigung werde am Willen der Bürger vorbei erteilt. Ein Sprecher der Regierung Oberbayern wiegelt ab. „Die Genehmigung ist nicht durch“, sagt Heinrich Schuster. „Wir werden Fachbehörden wie das Wasserwirtschaftsamt in den nächsten Wochen um Stellungnahmen bitten.“ Dann wolle man weitersehen.

 

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