Chef des Verfassungsschutzes: Burkhard Körner über die "Gefahr durch Reichsbürger"

Der Chef des Verfassungsschutzes spricht über die Gefahr durch Reichsbürger.
Interview: Marco Krefting |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In diesem Haus in Georgensgmünd hat ein "Reichsbürger" einen Polizisten erschossen. Der Verfassungsschutz-Chef über die Gefahr, die von "Reichsbürgern" ausgeht.
dpa In diesem Haus in Georgensgmünd hat ein "Reichsbürger" einen Polizisten erschossen. Der Verfassungsschutz-Chef über die Gefahr, die von "Reichsbürgern" ausgeht.

Burkhard Körner (51) leitet seit August 2008 das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz. Im Interview spricht er über die "Reichsbürger"

Wie sehr überrascht Sie der tödliche Angriff eines Reichsbürgers?

Burkhard Körner: Wir haben in der letzten Zeit wiederholt darauf hingewiesen, dass wir derzeit in Milieus, die nicht dem harten Kern des Rechtsextremismus zuzuordnen sind, sondern eher einem ausfransenden Graubereich drum herum, besorgniserregende Radikalisierungsprozesse wahrnehmen. Auch in der Reichsbürgerszene gibt es Personen, die sich radikalisieren, deren Staatsverdrossenheit sich auswächst zu gefährlichem Staatshass. Deshalb habe ich auch in den letzten Monaten mehrfach gesagt: Es mag nicht alles extremistisch sein, was wir in dieser Szene sehen, aber es sind Leute darunter, die gefährlich sind.

Lesen Sie hier: Nach Polizisten-Mord: Verfassungsschutz soll Reichsbürger beobachten

Hat der Verfassungsschutz die Gefahr durch Reichsbürger unterschätzt?

In den letzten Monaten haben wir unsere nachrichtendienstlichen Aktivitäten und unsere Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf die Reichsbürgerszene deutlich intensiviert. Und das nicht ohne Grund: Wir haben gesehen, dass die Szene zunehmend an Dynamik gewinnt, dass auch die klar rechtsextremistischen Teile der Szene versuchen, größer und schlagkräftiger zu werden. Und wir haben auch gesagt, nicht zuletzt im Austausch mit anderen Behörden: Gefahren können auch ausgehen von Leuten, die vermeintlich nur Querulanten sind.

Lesen Sie hier: Reichsbürger: Was sie glauben, weshalb sie gefährlich sind

Werden die anderen potenziellen Mitglieder der Reichsbürgerszene nun genauer überprüft?

Die Beobachtung der Reichsbürgerszene wurde in den letzten Monaten bereits intensiviert und wir werden auf diesem Weg nun mit noch größerem Nachdruck vorangehen. Bei der Beobachtung einzelner Personen liegt der Fokus vor allem auf jenen, die als gewaltorientiert einzustufen sind, von denen also eine Gefährdung ausgehen kann. Besonderes Augenmerk werden wir auf die waffenrechtlichen Erlaubnisse bei diesem Personenkreis legen.

Können Sie ausschließen, dass beim bayerischen Verfassungsschutz Reichsbürger arbeiten?

Wer bei uns arbeiten möchte, der muss eine umfangreiche Sicherheitsüberprüfung durchlaufen. Sicherheitsüberprüfungen finden nicht nur zur Ersteinstellung statt, sondern werden alle zehn Jahre wiederholt. Die Maßnahmen umfassen Dateiabfragen und die Befragung von Auskunfts- und Referenzpersonen. Ausschlussgründe können unter anderem Zweifel an der Zuverlässigkeit und am Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung sein. Wer der Reichsbürgerszene angehört, kann dementsprechend nicht bei uns tätig sein.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.