Charme ohne Schirm, dafür mit Spielfreude
NÜRNBERG - Mit einem russischen Programm begeisterten die Nürnberger Philharmoniker bei „Klassik am See“ in Erlangen
Es war ein riskantes Unterfangen, das Konzertprogramm von „Klassik am See“. Unter der Leitung von Till Fabian Weser führten die Nürnberger Philharmoniker Alexander Borodins „Polowetzer Tänze“ und Nikolai Rimsky-Korsakows „Scheherazade“ auf: Zwei sehr nah an russischer Folklore gehaltene Kompositionen, mit denen sich deutsche Orchester zumeist schwer tun und die man deshalb oft genug den russischen Orchestern überlässt. Jedoch – es glückte! Weser ließ die Musik für sich sprechen, verzichtete auf eine mikroskopisch genaue Partitur-Exegese und analytisch genaue Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Ton. Das Orchester wusste seine sparsamen, wohlbedachten Bewegungen exakt zu deuten, glänzte in den Solostellen, vor allem in Rimsky-Korsakows „Scheherazade“, für die er sich von den „Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht“ inspirieren ließ.
Zwischen den einzelnen Sätzen las Stargast Senta Berger Auszüge daraus vor. Mit Charme und Koketterie vermochte sie zwar für das altertümelnde und spröde Werk zu begeistern, machte seitenlange Ausführungen über Kulinaria plötzlich zu einem packenden Hörereignis. Jedoch zerhackten diese Einschübe unnötigerweise das an sich kompakt angelegte Werk. Das Violinkonzert von Peter Tschaikowsky trug die chinesische Geigerin Tianwa Yang vor. Die 23-Jährige schien kaum Berührungsängste mit dem Werk zu haben, das als eines der anspruchsvollsten Violinkonzerte gilt. Stattdessen begeisterte sie das Publikum mit Leichtigkeit und Spielfreude.Maximilian Theiss
- Themen: