Charlotte Knobloch wird nach AfD-Eklat bedroht

München (dpa/lby) - Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, wird nach dem AfD-Eklat im bayerischen Landtag nach eigenen Angaben massiv bedroht. "Seitdem erreichen mich beinahe im Minutentakt wüste Beschimpfungen, Drohungen und Beleidigungen per E-Mail und Telefon", sagte Knobloch der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag). "Die Gefahr, die von der Partei und ihren Anhängern für unsere freiheitliche Demokratie ausgeht, wird so überdeutlich und zeigt nur noch mehr, dass die Demokraten in unserem Land gegen sie zusammenstehen müssen."
Die Vorsitzende der Israelitschen Kultusgemeinde München und Oberbayern hatte die AfD hatte am Vortag im bayerischen Landtag bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus kritisiert. Abgeordnete der rechtspopulistischen Partei verließen aus Protest demonstrativ den Plenarsaal. "Diese sogenannte Alternative für Deutschland gründet ihre Politik auf Hass und Ausgrenzung und steht nicht nur für mich nicht auf dem Boden unserer demokratischen Verfassung", hatte Knobloch zuvor gesagt.
Die AfD verträgt aus ihrer Sicht die Wahrheit nicht. "Es gibt immer wieder solche Exzesse", sagte Knobloch am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Partei trete selbst sehr laut auf - "und dann stehen die auf und gehen, wenn man denen mal die Wahrheit sagt".
"Wo sind die Wähler, die dieser Partei die Möglichkeit gegeben haben, so präsent zu sein", fragte Knobloch am Tag danach. "Eine Partei, die sich so rechtsradikal darstellt, gehört nicht in ein gesetzgebendes Gremium."
Auch die AfD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Katrin Ebner-Steiner, wird seit dem Eklat nach Angaben eines Sprechers bedroht. Sie und ihre Familie erhielten per E-Mail Todesdrohungen. Die Polizei sei eingeschaltet worden.