Chaos ums G8: Sitzenbleiben verboten!

. . . aber nur für G9-Zehntklässler– 1343 Schüler in Nürnberg betroffen. Ein Schülertraum könnte in Erfüllung gehen: Nie mehr sitzenblieben. Aber die Nürnberger Lehrer sind dagegen. Typisch.
von  Abendzeitung
Sitzenbleiben verboten? Nicht mit Nürnbergs Schulreferent Dieter Wolz!
Sitzenbleiben verboten? Nicht mit Nürnbergs Schulreferent Dieter Wolz! © Bayernpress

. . . aber nur für G9-Zehntklässler– 1343 Schüler in Nürnberg betroffen. Ein Schülertraum könnte in Erfüllung gehen: Nie mehr sitzenblieben. Aber die Nürnberger Lehrer sind dagegen. Typisch.

NÜRNBERG Durchfallen ade, das Sitzenbleiben wird abgeschafft! Für 1343 Nürnberger Gymnasiasten könnte dieser ewige Schülertraum jetzt in Erfüllung gehen. Denn für sie und die anderen Oberschulen-Zehntklässler im Freistaat hat der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) heuer das Durchfallen quasi „verboten“. Die versetzungsgefährdeten Kinder, so seine Sorge, würden bei dem komprimierten Stoff des neuen G8-Gymnasiums nicht mehr mitkommen.

Da hat Bayerns oberster Pauker aber die Rechnung ohne die Nürnberger Lehrer gemacht. Denn die gehen jetzt gegen seinen „Freifahrtschein-Plan“ auf die Barrikaden. An vorderster Front der städtische Schulreferent Dieter Wolz (Freie Wähler). Er hält die politische Vorgabe aus der Landeshauptstadt für „skandalös“. „Das ist eine unerträgliche Aussage! Denn das Sitzenbleiben hängt immer von der Leistung ab und nicht von der jeweiligen Schulpolitik.“

Auch mit einem Sechser weiter?

In München jedoch scheinen die wütenden Elternproteste über die Belastungen des G8 für so großen Wirbel gesorgt zu haben, dass man dort zusätzlichen Ärger am liebsten vermeiden will. Um das Chaos an den bayerischen Gymnasien nicht noch zu vergrößern, will das Schulministerium das Sitzenbleiben für den letzten G9-Jahrgang jetzt quasi abschaffen. Schneiders umstrittener Plan: Mit Förderkursen sollen schwächelnde Zehntklässler in die nächste Jahrgangsstufe gehievt werden. In einigen Fächern wie Chemie oder bei der zweiten Fremdsprache werde ganz auf Noten verzichtet. Und wenn das alles nichts nützt, ist mit Erlaubnis der Lehrer sogar ein Vorrücken mit zwei Fünfern und einem Sechser im Abschlusszeugnis möglich.

Das hält Wolz für äußerst bedenklich. „Das ist eine irre Situation“ – die Lehrerkonferenzen würden damit „erheblich“ unter Duck gesetzt, ärgert sich der Schulreferent. Und das nur, um den politische Willen der Landesregierung zu exekutieren.

Ob in der Frankenmetropole des Ministers Wunsch auch umgesetzt wird, bleibt so fraglich. Heinz Hock, Direktor des Nürnberger Scharrer- Gymnasiums, denkt nicht einmal daran, sich unter Druck setzen zu lassen. Kandidaten, die jetzt im Halbjahreszeugnis mit schlechten Noten zu kämpfen hätten, werde man versuchen, mit Extra-Kursen am Nachmittag durchzubringen. Aber nicht um jeden Preis! „Denn da wären diese Schüler ja klar im Vorteil“, so Hock. Wer das Klassenziel nicht schaffe, werde bei ihm sitzenbleiben – trotz der ministeriellen Anweisung.

kk

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