Cashcows: Bayern buhlt um Wohnmobil-Urlauber

Fischbachau - In Fischbachau wittert ein Landwirt das Geschäft mit Wohnmobilisten und baut ihnen Stellplätze. Von Touristikern werden diese händeringend gesucht. Im Oberland sind sie vielfach bis Mitte September ausgebucht.
Die Zahlen sprechen für sich. Um 65 Prozent sind die Neuzulassungen von Wohnmobilen im vergangenen Monat gestiegen. Während der Corona-Pandemie entscheiden sich viele Menschen für den Urlaub im Caravan. Und die werden rar auf dem Markt. Um die Nachfrage zu befriedigen, läuft beim Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert in Jandelsbrunn im Bayerwald die Produktion auf Hochtouren.
Durch Corona wird Urlaub im Wohnmobil umso attraktiver
Auch der Vermietservice des Unternehmens brummt. Über 80 Prozent aller Fahrzeuge seien vergriffen. "Man hat sein eigenes Bad dabei, seine eigene Küche, das spielt für viele jetzt eine Rolle", sagt Pressesprecher Stefan Diehl. Denn Urlaub im Wohnmobil wird durch Corona umso attraktiver.
Wäre da nicht die Sorge um attraktive Stellplätze in Oberbayern. Denn die entstehen naturbedingt nicht so schnell wie die Produktion von Campmobilen steigt. Hier haben auch Behörden mitzureden.
Doch Genehmigungen für Stellplätze gibt es schneller als für Campingplätze mit Zelten und Wohnwägen. Denn für diese müssen sanitäre Einrichtungen vom Betreiber erst geschaffen werden. Für Wohnmobile dagegen genügen Anschlüsse für Strom, Wasser und Fäkalien.
Landwirt hofft auf Belebung seines Hofladens mit Käserei
Auf diese zahlungskräftige Klientel hat es Werner Haase abgesehen. Der Landwirt des gleichnamigen Ziegenhofs in Fischbachau (Landkreis Miesbach) lässt gerade auf seinem Grund 28 Stellplätze entstehen. "Das wird ein richtiger Wohnmobilhafen", ist der Landwirt überzeugt. Er hofft damit auch auf eine Belebung seines Hofladens mit Käserei.
Das Potenzial von Wohnmobilisten hat Harald Gmeiner schon vor Jahren erkannt. Der Vorstand der "Alpenregion Tegernsee Schliersee" (ATS) setzt sich für die Ausweisung geeigneter Flächen ein, damit nicht mangels Stellplätzen öffentliche Parkplätze blockiert werden. Man müsse den Boom mit entsprechenden Angeboten kanalisieren. Denn diese Urlauber würden auch Geld im Ort lassen. "Sie gehen essen und kaufen ein", weiß der Tourismus-Chef.
Deshalb bezeichnet er sie auch als "Cashcows". Und "melken" können diese eben auch Landwirte wie Haase, wenn sie auf ihrem Grund Stellplätze ausweisen. Deshalb rüstet nun auch Bayrischzell seinen Wohnmobilplatz Seeberg mit mehr Stromanschlüssen auf. Die Kosten von 5000 Euro würden sich schnell amortisieren, sagte jüngst Bürgermeister Georg Kittenrainer (CSU).
Denn 2019 erwirtschaftete die Gemeinde aus den Tagesstellplatz-Gebühren rund 17.000 Euro. Dieses Erfolgsrezept erreichte den Betreiber einer Fläche am Spitzingsee, der nun auch mit einer Erweiterung liebäugelt.
Spontan einen Stellplatz finden? Glückssache!
Ob im Tölzer Land oder im Chiemgau, überall berichten Stellplatz-Betreiber von "gigantischer" Nachfrage. Ein spontaner Halt an einem Wohnmobil-Stellplatz wird zur Glücksache.
Der Bundesverband der Campingwirtschaft warnt bereits, nicht spontan anzureisen, sondern sich erst nach freien Plätzen zu erkundigen.
Aufs falsche Pferd dagegen setzte Bad Wiessee vor einigen Jahren. Nachdem es Ärger mit der Nachbarschaft gab, ließ die Gemeinde die einzige Fläche für Stellplätze samt Strom- und Wasseranschlüssen in Seenähe wieder zurückbauen. Seitdem sucht man fieberhaft nach einem Platz für die rollenden Hotelzimmer.