Bunjaku: Dreibeinig drei Monate durch die Hölle

NÜRNBERG Das Lachen ist zurück im Gesicht von Albert Bunjaku. „Manchmal war ich am Verzweifeln”, gesteht der 27-jährige Club-Stürmer mit Blick auf seine nun fast sechsmonatige, leider längst nicht beendete Zwangspause. Gestern trainierte der sympathische Schweizer erstmals wieder mit den Kollegen. Er sprüht nach den Ballübungen mit Denksportaufgaben (Life Kinetics) vor Tatendrang: „Ich hoffe, ich werde nach meiner Rückkehr noch stärker sein.”
"Ein echter Schock"
Der Riss des Außenmeniskus wäre gerade noch zu verschmerzen gewesen. Als im vergangenen September zusätzlich ein Knorpelschaden vierten Grades, die schlimmste Kategorie, im rechten Knie diagnostiziert wurde, brach für Albert aber eine Welt zusammen: „Ein echter Schock!” Der nach der erfolgreichen Operation, Anbohren des Knorpels zwecks optimaler Durchblutung zur Rückbildung in den ursprünglichen Zustand, noch größer wurde. „Nach zwei Wochen waren meine Muskeln im rechten Bein fast weg”, erzählt Bunjaku, der das Knie nur mit Hilfe einer Motorschiene bewegen konnte.
Es folgte „die Hölle”! So beschreibt Albert die drei Monate an Krücken als freischwingender „Dreibeiner”. Höllisch sind immer noch die Schmerzen. Aber nur dann, wenn er in die Uniklinik Erlangen muss, um sich dort eine Spritze zum Knorpelaufbau ins Knie jagen zu lassen. „Das tut fast nicht weh”, verzieht er das Gesicht zur Grimasse, macht sich so immer selbst Mut vor dem nächsten Termin. „Der Kopf spielt bei der ganzen Geschichte die größte Rolle”, weiß Bunjaku.
Hitzfeld erkundigt sich regelmäßig nach Bunjaku
Deshalb ist er „dankbar”, dass ihn Ehefrau Arijeta und Söhnchen Dion „immer wieder auf andere Gedanken bringen”. Selbst der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld erkundigt sich regelmäßig bei seinem sechsmaligen Nationalstürmer. „Wir telefonieren oft – das finde ich super.”
Auch Club-Trainer Dieter Hecking und Manager Martin Bader sorgen sich um ihre lahmgelegte Torfabrik. Bunjaku hatte in der letzten Saison mit zwölf Treffern maßgeblichen Anteil am Nichtabstieg. Jetzt sagt er: „Es setzt mich niemand unter Druck. Auch ich selbst muss Geduld haben, stecke mir deshalb immer nur kurzfristige Ziele.”
Albert hat den Achtstunden-Tag
Zwei Drittel des Leidensweges hat Albert hinter sich. Er will sich über Achtstunden-Tage (Kraftraum, leichte Ball- und Koordinationsübungen, Laufen und Pflege) seinem „Traumziel” nähern. „Vielleicht ein, zwei Spiele am Saisonende – und wenn es jeweils nur fünf Minuten sind.”
Und dann ist da noch ein Genesungswunsch an die Kollegen: „Ich würde mich riesig Freude, wenn wir nächste Saison auch in Europa spielen. Die Jungs machen derzeit ihre Sache super. ” Zusatz: „Gut ist, dass sie nicht davon träumen – nur so ist einiges drin.” Das gilt auch für den Patienten Bunjaku.
Markus Löser