Bundeswehr-Gelöbnis: Hier stehen die Rekruten stramm
Bundeswehr- Gelöbnis: Polizei, Sondereinsatz- Kommandos und Feldjägern schirmten den Platz und die 135 Oberpfälzer Rekruten ab. Geringe Resonanz bei Gegendemos.
NÜRNBERG Sei eigenes Gelöbnis liegt schon Jahrzehnte zurück. Deshalb wollte Wolfgang Fleischer gestern dabei sein, als 135 Rekruten des Transportbataillons 472 aus Kümmersbruck in der Oberpfalz feierlich auf dem Sebalder Platz gelobten, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Doch Wolfgang Fleischer, der im Nürnberger Garnisonsmuseum aktiv ist, kam nicht durch die Absperrungen. Und so ging es vielen Nürnbergern.
Nur Promis, Freunde und Angehörige durften zuschauen
Mehrere Hundertschaften von Polizei, Sondereinsatzkommandos und Feldjägern schirmten den Platz und die Rekruten ab – außer Promis, Freunden und Angehören konnten nur die an den Sebalder Platz, die den Schleichweg über den Tiergärtnertorplatz kannten. Ein hoher Sicherheitsaufwand, obwohl nur wenige Gegendemonstranten kamen und diese kaum zu hören waren.
Prosteste gegen "Kriegspropaganda"
Kurz vor 17 Uhr heulten vor der Lorenzkirche Sirenen, dröhnten Flugzeuge – falscher Alarm, alles nur vom Band. Abgespielt von den Autonomen, die hier gegen das Gelöbnis auf dem Platz hinter dem Hauptmarkt demonstrierten. Ein dort friedlicher Haufen, der „keine Kriegspropaganda der Bundeswehr in der Nürnberger Altstadt“ dulden möchte und den Rekruten bei ihrem strammen Marsch in Richtung Sebalder Platz die Worte „Bundeswehr – raus aus Afghanistan“ zubrüllte.
Leisere Töne schlug die Vereinigung „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“ am Schönen Brunnen an. Dr. Elisabeth Wentzlaff vom Klinikum: „Wir wären bei einem Atomkrieg machtlos. Deshalb haben wir uns der Prävention von Krieg verschrieben.“ Ebenfalls friedlich: Der Protest des „Friedensforums“ am Albrecht-Dürer-Platz.
"Ein guter Brauch"
Es sei guter Brauch, so Oberstleutnant Robert Pfister, das Gelöbnis „nicht versteckt hinter verschlossenen Kasernenzäunen“ abzuhalten. Nur: Auch in der City war das Gelöbnis alles andere als öffentlich. „Mit so einem martialischen Auftritt kann man die Bevölkerung nicht überzeugen, dass ein Gelöbnis in der Innenstadt stattfinden muss“, sagte Achim Mletzko. Der Stadtrat der Grünen hatte sich im Vorfeld für die Veranstaltung ausgesprochen. Und damit erheblichen parteiinternen Ärger auf sich gezogen.
Wehrdienstverweigerer OB Maly hielt die Festrede
Ärger hat OB Ulrich Maly (SPD) einkalkuliert, als er, der 1978 den Wehrdienst verweigerte, die Bundeswehr einlud. Die Welt habe sich seitdem verändert; die Bundeswehr schütze den Frieden und die Menschenrechte weltweit. Auch Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) dankte den Wehrpflichtigen für ihren Dienst an der Gemeinschaft.
Nach 90 Minuten „Stillgestanden!“ – ein Rekrut musste wegen Kreislauf-Problemen behandelt werden – war die Zeremonie vorbei. Die Gäste feierten bei Linseneintopf und Roggenbrot in der Ehrenhalle des Rathauses.
Michael Reiner/Susanne Will