Bundestrainer ist doch kein Vergewaltiger

Schwimm-Coach Stefan Lurz aus Würzburg wurde jetzt entlastet
von  Abendzeitung
Die Ermittlungen gegen Stefan Lurz wurden eingestellt.
Die Ermittlungen gegen Stefan Lurz wurden eingestellt. © dpa

Schwimm-Coach Stefan Lurz aus Würzburg wurde jetzt entlastet

WÜRZBURG Bis Juli 2010 lief das Leben für Stefan Lurz (33) völlig normal. Der Chefcoach des Schwimmvereins 05 Würzburg brachte seine Sportler als Bundestrainer für die Europameisterschaft in Budapest auf Sieger-Spur, als zuhause die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelte: Er soll eine 15-jährige Schwimmerin aus dem Verein sexuell missbraucht haben.

Seit zwei Tagen kann Lurz anfangen, wieder ein fast normales Leben zu führen: Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Lurz hatte immer seine Unschuld beteuert – wurde er das Opfer von infamen Lügen? Die heute 16-Jährige ist nach kurzer Zeit und mehreren Vernehmungen eingeknickt. Sie nahm den Vorwurf gewaltsamer Übergriffe zurück. Ein Glaubwürdigkeitsgutachten über das Mädchen fiel negativ aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch wegen des Verdachts der falschen Verdächtigung.

Beidseitiges "Bedauern"

Doch was blieb, war der hässliche Verdacht: War Lurz mit der Minderjährigen intim gewesen? Eine schwer zu beweisende Anschuldigung. Stefan Lurz’ Anwalt Norman Jacob stand nun vor der Frage: Sollte der Fall gerichtlich durchgefochten werden? Lurz, der Bundestrainer, hätte sich auf ein ähnliches Medienspektakel wie Wetter-Moderator Jörg Kachelmann einstellen müssen. Jacob riet also zu Plan B – dem so genannten „Täter-Opfer-Ausgleich“. Dabei fließt Geld ans mögliche Opfer. Außerdem soll er 3500 Euro an eine Jugendhilfeeinrichtung gezahlt haben.

Von den Vorwürfen ist im Gerichtsbeschluss wenig übrig geblieben. „Soweit dem Beschuldigten Fälle der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung zur Last lagen, erfolgte die Einstellung des Verfahrens, da kein Tatnachweis geführt werden konnte.“ Lurz’ Anwalt Jacob und Barbara Rost-Haigis, die Anwältin des Mädchens, erklärten nunmehr einhellig: „Soweit Stefan Lurz die Grenzen (...) durch sexuelle Äußerungen oder Handlungen verletzt hat, erklärt er sein Bedauern und entschuldigt sich.“ Und: „Soweit die Jugendliche bei der Polizei Aussagen getätigt hat, in denen Lurz zu Unrecht beschuldigt wurde, bedauert sie das und entschuldigt sich.“

Für Lurz war die Zeit „vor allem psychisch eine schwere Belastung“. Er dankte dem SV 05 Würzburg, der „die ganze Zeit hinter mir stand“. sw

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