Buhmann Blazek: "Sorry Fans"
NÜRNBERG - Plötzlich ist er sooooo klein mit Hut. Jaromir Blazek, der Buhmann im Club-Tor, schämt sich für seinen Wutausbruch kurz vor Ende des dürftigen 1:1 gegen Cottbus. „Ich bin nun mal ein sehr emotionaler Mensch“, gesteht der von Ex-Trainer Hans Meyer als „absoluter Wunschkandidat“ im letzten Juli verpflichtete Tscheche. „Meine Reaktion war nicht in Ordnung, und dafür möchte ich mich bei unseren Fans entschuldigen.“
Es gärte schon länger in den Seelen der treuen Anhänger, und am Sonntag eskalierte die Situation wie bei der Explosion eines Gülle-Transporters – nach einem Cottbusser Befreiungsschlag über 80 Meter, den Blazek tolpatschig anmutend unterlief. Hohn und Spott, nicht druckreife Beschimpfungen entluden sich auf den Rängen über den seit seinem Wechsel für 450000 Euro Ablöse von Sparta Prag alles andere als souverän wirkenden Schlussmann. Der 35-Jährige revanchierte sich mit eindeutigen Gesten, forderte das Publikum auf, den Mund zu halten. Provokant legte er den rechten Zeigefinger auf die Lippen, unterstrich dies mit der abwertenden Schimpft-ihr-nur-Bewegung seiner rechten Hand und eilte – die Krönung seiner Unbeherrschtheit – als erster in die nach „Daniel Klewer“ rufende Nordkurve. Um sich für die Unterstützung der Mannschaft zu bedanken? Pah.
Viel mehr brachte er damit das Fass zum Überlaufen. Auch bei Thomas von Heesen. Meyers Nachfolger überlässt es „anderen, die Szene zu bewerten“, die zum Ausgleich durch Dennis Sörensen geführt hatte. „Aber kein Spieler oder Torwart darf sich mit den Zuschauern so auseinander setzen. Das ist kontraproduktiv.“ Eine „klare Ansage“ wird folgen.
Blazek raus, Klewer rein?
Noch hat Tommy – „ich bin ein Verfechter einer klaren Nummer eins, damit das nötige Selbstvertrauen hergestellt ist“, erklärte er nach Blazeks kapitalem Bock beim 0:1 in Lissabon – dem Tschechen die Jobgarantie nicht entzogen. Noch nicht. „Wir werden seine Gesamtsituation intensiv mit Jaro besprechen“, sagt Manager Martin Bader über das erst für heute angesetzte Sechs-Augen-Gespräch, nachdem der Montag für die Stammspieler – noch auch für Blazek – trainingsfrei war.
Während Klewer, die laut Bader „in jeder Situation absolut loyale Nummer zwei“, sich selbst einen Maulkorb verpasst hat, stellt Blazek klar: „Ich habe mir nichts Böses dabei gedacht, ganz ehrlich. Ich stelle mich nicht gegen unsere Fans. Unsere sportlich unbefriedigende Situation geht auch an mir nicht spurlos vorbei. Ich bin erst ein dreiviertel Jahr hier, aber der Club bedeutet mir gerade wegen unseres tollen Publikums sehr viel.“
In Prag wurde er wie ein Held gefeiert. Selbst die Gegner aus Teplice spendeten wie die ob des Wechsels betrübten Sparta-Anhänger bei seinem letzten Einsatz minutenlangen Applaus. Und jetzt? Ist Blazek der Fliegenfänger, der alleinige Sündenbock. Da sind die teils hanebüchenen Fehler seiner Vorderleute schnell Makulatur. „Einer ist immer der Loser, einer muss immer verlieren“, heißt es in einem Lied. So einfach wird sich von Heesen seine Entscheidung nicht machen. Fakt ist: Der Club hat ein Torwart-Problem. Spätestens im Sommer wird die Nummer eins wohl weder Blazek noch Klewer heißen.
Markus Löser
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