Bürokratie-Irrsinn: Nürnberger Lehrer darf hier nicht arbeiten!

Boris Braun (46) soll nur in Oberbayern unterrichten, obwohl in Mittelfranken Bedarf ist.
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Boris Braun würde gerne in Nürnberg arbeiten. Doch die Bürokraten bremsen ihn aus.
Klaus Schillinger Boris Braun würde gerne in Nürnberg arbeiten. Doch die Bürokraten bremsen ihn aus.

Boris Braun (46) soll nur in Oberbayern unterrichten, obwohl in Mittelfranken Bedarf ist.

NÜRNBERG Völlig überfüllte Klassen, überforderte Pädagogen, die Hauptschule am Abgrund. Auch in Mittelfranken spitzt sich die Lage von Jahr zu Jahr zu. Und das ist ein zum Teil hausgemachtes Problem. Denn das bayerische Kultusministerium verhindert mit abstrusen Regelungen, dass Nürnberger Lehrer in Nürnberg unterrichten...

Schon mit fünf Jahren wusste Boris Braun ganz genau: „Ich will Lehrer werden.“ 41 Jahre später ist das nicht mehr der Fall. Der einstige Pädagoge aus Leidenschaft hat seine Passion verloren. Schuld ist eine Vorschrift des Bayerischen Kultusministeriums. Sie verhindert, dass Braun in seiner mittelfränkischen Heimat in den Schuldienst eintritt. Der Grund: Zuletzt unterrichtete der Nürnberger in München. Nach einer Auszeit – Braun hatte sich die letzten Jahre über erfolgreich als Sachbuchautor (unter anderem „Brauereiatlas“) verdingt – wäre er gerne wieder in den Schuldienst zurückgekehrt. Er darf aber nicht!

„Mein Plan war, halbtags oder stundenweise an einer mittelfränkischen Schule zu unterrichten“, sagt der Vater einer neunjährigen Tochter. Was die Verantwortlichen von der Regierung von Mittelfranken auch sehr gern gesehen hätten. Wenn es da nicht diese Regelung gäbe, die Lehrern vorschreibt, zunächst da zu unterrichten, wo sie zuletzt unterrichtet haben.

Oberbayern kommt für ihn nicht in Frage

In Brauns Fall also in Oberbayern. „Das kommt für mich aber derzeit nicht in Frage“, sagt er, der sich zum einen um sein Kind kümmern will, das hier auf die Schule geht. Zum anderen, weil der begeisterte Heimatkundler an Buch-Projekten arbeitet, die fränkischen Hintergrund haben.

Dem Kultusministerium ist das egal: „Das Problem ist, dass es in Oberbayern viel mehr Schüler gibt als in den bayerischen Randgebieten“, sagt eine Sprecherin des Kultusministeriums. Eine Einschätzung, die Klaus Wenzel, Chef des Lehrerverbands bestätigt: „In und um München ist der Bedarf einfach höher als in Franken.“

Dennoch könne man, so Wenzel, „alle in Mittelfranken ausgebildeten Lehrer auch in Mittelfranken übernehmen, ohne dass ein Überschuss herrscht“. Tatsächlich wurden 2008 aber nur zehn von insgesamt 110 Anträgen wechselwilliger Lehrer von Oberbayern nach Franken durchgewunken. Boris Braun war nicht dabei.

Steffen Windschall

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