Bürgermeisterin von Leutershausen widerspricht Vorwürfen

Eine Rathauschefin verteidigt ihre Amtsführung und die Auftragsvergaben an einen externen Berater. Sie sieht sich als Mobbing-Opfer ihrer politischen Gegner, die sie aus dem Amt drängen wollten.
von  dpa
Der historische Röhrenbrunnen steht vor dem Rathaus und dem Oberen Tor Turm in Leutershausen. Foto: Daniel Karmann
Der historische Röhrenbrunnen steht vor dem Rathaus und dem Oberen Tor Turm in Leutershausen. Foto: Daniel Karmann © dpa

Leutershausen (dpa/lby) - Die Erste Bürgermeisterin im mittelfränkischen Leutershausen (Landkreis Ansbach), Sandra Bonnemeier, will im Amt bleiben. "Ich hoffe nicht, dass ich krankheitsbedingt vorzeitig ausscheiden muss wie mein Vorgänger. Mobbing mit dem Ziel, mich als demokratisch gewählte Bürgermeisterin aus dem Amt zu vertreiben, darf nicht geduldet werden", schreibt die parteilose Politikerin in einer Erklärung.

Die in einem seit Längerem schwelenden Streit im Rathaus gegen sie gemachten Vorwürfe weist Bonnemeier zurück. So sei die Beauftragung eines externen IT-Dienstleisters für insgesamt 186 000 Euro erforderlich gewesen, da der Stadtrat und der Verwaltungsrat des städtischen Kommunalunternehmens nicht bereit gewesen seien, für diese Arbeiten mehr Personal einzustellen. "Ich musste reagieren, indem ich für externe Hilfe sorgte", betonte die 53-Jährige.

Kritiker hatten der Rathauschefin vorgeworfen, die Aufträge eigenmächtig vergeben und den Stadtrat dabei übergangen zu haben. Bonnemeier zufolge war das Kommunalunternehmen Auftraggeber des externen Beraters, weshalb der Stadtrat nicht zuständig gewesen sei.

Vor einer Woche war in der mittelfränkischen Stadt der Zweite Bürgermeister Manfred Schmaus (Alternative Liste) zurückgetreten. Als Grund nannte der Grünen-Politiker Unstimmigkeiten mit Bonnemeier. Nachdem er die Zahlungen der Stadt an den externen Unternehmensberater hinterfragt habe, habe sich die Zusammenarbeit mit Bonnemeier "rapide" verschlechtert.

Auch die ihr vorgehaltene Anschaffung einer 23 000 Euro teuren Informationssäule vor dem Rathaus habe sie nicht eigenmächtig entschieden, teilte Bonnemeier weiter mit. Die Investition sei im Wirtschaftsplan des Kommunalunternehmens vorgesehen gewesen. Diesen hätten Stadtrat und Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens beschlossen. "Kaum war die Infostele aufgebaut, wurde der falsche Eindruck vermittelt, niemand habe sie gewollt oder gar davon gewusst", so Bonnemeier, die sich derzeit im Krankenstand befindet.

Wegen der Zahlungen an den IT-Dienstleister und weil sie private Gerichtskosten über die Stadtkasse abgerechnet haben soll, ermittelt die Staatsanwaltschaft Ansbach wegen des Verdachts der Untreue gegen Bonnemeier. Bei der Landesanwaltschaft ist ein Disziplinarverfahren gegen die Bürgermeisterin anhängig, weil sie Mitwirkungs- und Informationsrechte des Stadtrates missachtet und durch Äußerungen in ihrem privaten Internetblog gegen die Verpflichtung zu einer unparteiischen Amtsführung verstoßen haben soll.

Die aus Nordrhein-Westfalen stammende Wirtschaftsjuristin und Wirtschaftsförderin hatte sich 2016 auf eine Zeitungsanzeige hin für das Bürgermeisteramt in der 5500-Einwohner-Stadt beworben. Amtsvorgänger Siegfried Heß (CSU) war wegen einer Erkrankung vorzeitig aus dem Amt geschieden.

Weil sich im Ort kein Nachfolgekandidat fand, hatte der Stadtrat eine Findungskommission eingesetzt, die die Stelle öffentlich ausschrieb. Im Wahlkampf war sie von SPD, Freien Wählern und Alternativer Liste unterstützt worden und hatte die Wahl gegen CSU-Kandidat Thomas Härpfer mit fast 74 Prozent der Stimmen gewonnen. Derzeit führt Härpfer als Dritter Bürgermeister die Amtsgeschäfte. Über die Wahl eines neuen Zweiten Bürgermeisters soll am 17. September im Stadtrat entschieden werden.

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