Bürger zeigen Solidarität für zurückgetretenen Pfarrer

Bis zu 3000 Menschen wollen in Zorneding ein Zeichen gegen Ausländerhass setzen. Sie zollen dem dortigen Pfarrer Respekt. Der dunkelhäutige katholische Priester war nach einer rassistischen Hetzkampagne zurückgetreten.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Entlang der Kirchenmauer der Pfarrkirche St. Martin hatten sich die Teilnehmer bei der Lichterkette aufgestellt.
dpa 4 Entlang der Kirchenmauer der Pfarrkirche St. Martin hatten sich die Teilnehmer bei der Lichterkette aufgestellt.
Knapp 3.000 Menschen haben an der Lichterkette in Zorneding teilgenommen.
dpa 4 Knapp 3.000 Menschen haben an der Lichterkette in Zorneding teilgenommen.
Das Bündnis gegen Rechtsradikalismus im Landkreis Ebersberg veranstaltete eine Solidaritätskundgebung nachdem der aus dem Kongo stammende Gemeinde-Pfarrer nach Morddrohungen zurückgetreten war.
dpa 4 Das Bündnis gegen Rechtsradikalismus im Landkreis Ebersberg veranstaltete eine Solidaritätskundgebung nachdem der aus dem Kongo stammende Gemeinde-Pfarrer nach Morddrohungen zurückgetreten war.
Der orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis (l-r), die Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen und Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag haben an der Kundgebung in Zorneding teilgenommen.
dpa 4 Der orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis (l-r), die Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen und Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag haben an der Kundgebung in Zorneding teilgenommen.

Zorneding - Bei einer Kundgebung haben sich im bayerischen Zorneding bis zu 3000 Menschen mit dem zurückgetretenen dunkelhäutigen Pfarrer solidarisiert. "Olivier, wir stehen hinter Dir", hieß es am Mittwochabend auf einem Plakat der Demonstranten. Andere hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Zorneding ist bunt" in die Höhe. Beschlossen wurde die Kundgebung mit einer Lichterkette, die von einer evangelischen zu einer katholischen Kirche reichte. Fünf Minuten lang läuteten dabei die Glocken.

Der aus dem Kongo stammende katholische Priester Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte nach mehreren rassistisch motivierten Morddrohungen am Sonntag seinen Rücktritt als Pfarrer der nahe München gelegenen Gemeinde erklärt. Tags darauf zog der 66-jährige aus dem Pfarrhaus aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung gegen unbekannt.

Zornedinger Pfarrer kommt nicht wieder: "Er ist weg!"

 

Bürgermeister: "Wir schämen uns"

 

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sagte am Abend: "Wir schämen uns". Es sei wichtig, Flagge zu zeigen gegen Hetze und Fremdenfeindlichkeit. Zorneding sei nicht der braune Ort, wie er nach diesem Vorfall zum Teil dargestellt werde.

Das Erzbistum München-Freising hatte mitgeteilt, Ndjimbi-Tshiende werde trotz der Welle der Solidarität nicht mehr nach Zorneding zurückkehren. Er befindet sich an einem geheimen Ort und wird abgeschirmt von der Öffentlichkeit auf seine neue Aufgabe als Priester vorbereitet. Eine Online-Petition "Unser Pfarrer soll in Zorneding bleiben" hatten bis Mittwochnachmittag fast 67 000 Menschen unterschrieben.

Lesen Sie hier: Schande von Zorneding - Für die CSU kein Thema

 

Auch Bamberger Erzbischof erhielt Todesdrohungen

 

Ndjimbi-Tshiende schlug versöhnliche Töne an. Er blicke ohne Zorn oder Verbitterung auf seine Jahre in der Pfarrei zurück, ließ der 66-Jährige vom Erzbistum verbreiten. Auch habe er sich mit der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher versöhnt. Deren ausländerfeindliche Äußerungen hatte der Pfarrer im vergangenen Herbst kritisiert, woraufhin die rassistische Hetze gegen ihn samt mehreren anonymen Morddrohungen ins Rollen kam.

Unterdessen wurde bekannt, dass auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick Todesdrohungen bekommt. Der Kirchenmann bezieht immer wieder Stellung gegen Ausländerfeindlichkeit. Seit Ende 2014 erhalte Schick Hasskommentare auf Facebook oder werde in anonymen E-Mails bedroht, sagte eine Bistumssprecherin am Mittwoch. Die Drohungen seien nie konkret, erläuterte die Sprecherin. Dennoch wurde die Polizei eingeschaltet.

Lesen Sie hier: Wegen Morddrohung - Pfarrer tritt zurück

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.