Bürger in Bayern können der Polizei Straftaten online anzeigen

Strafanzeige per Mausklick: Auch in Bayern ist dies künftig möglich - zunächst als einjähriger Test. Der Freistaat hinkt hier im Vergleich zu anderen Bundesländern jedoch hinterher. Die Polizeigewerkschaft sieht bei dem System nicht nur Vorteile.
von  dpa
In anderen Bundesländern ist eine Anzeige über das Internet schon seit Jahren möglich - nun zieht Bayern nach.
In anderen Bundesländern ist eine Anzeige über das Internet schon seit Jahren möglich - nun zieht Bayern nach. © dpa

Nürnberg - Fahrradklau, Sachbeschädigung an Autos oder Betrug bei Online-Auktionen: Bestimmte kleinere Straftaten können künftig auch in Bayern im Internet angezeigt werden. Die Geschädigten ersparen sich damit den Gang zur Polizeiwache. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) stellt das Portal heute in Nürnberg vor. Der Freistaat ist eines der letzten Bundesländer, die eine Online-Anzeige ermöglichen. Um den Aufwand für den Anzeigeerstatter möglichst gering zu halten und gleichzeitig alle nötigen Informationen zu erheben, hat die Polizei eine neue Internetanwendung entworfen. Möglich ist die Online-Anzeige künftig unter www.polizei.bayern.de.

Das System solle zunächst ein Jahr lang getestet werden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. "Wir hoffen, dass dadurch mehr Delikte angezeigt werden." Denn nur angezeigte Taten könnten auch aufgeklärt werden. Das System sei aber "nicht ohne" - etwa die Authentifizierung des Anzeigen-Erstatters müsse sichergestellt werden. Zu den verschiedenen Straftaten gebe es unterschiedliche Masken, die "recht komfortabel" gestaltet seien. Auch Dokumente wie Kaufbelege oder Fotos könnten hochgeladen und mitversendet werden.

Werden gefälschte Anzeigen zur Gefahr?

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern steht dem Projekt durchaus kritisch gegenüber. "Es darf für die Kollegen kein Mehraufwand werden", betonte der DPolG-Vize-Landesvorsitzende Jürgen Ascherl. Und falls doch, müsse mehr Personal eingestellt werden. Nach den Erfahrungen in anderen Bundesländern würden aufgrund der Vereinfachung durchaus mehr Straftaten angezeigt. "Nicht jeder Bürger geht wegen einem gestohlenem Radl zur Polizei. Jetzt tippt er das schnell ein und schickt es weg", sagte Ascherl.

Das System müsse so aufgebaut sein, "dass alles in der Anzeige drin ist, was der Beamte beim Bürger auch erfragen muss", betonte Ascherl - "damit keine Nachermittlung notwendig ist". Bei einem Fahrraddiebstahl beispielsweise müsse man gleich die Rahmennummer eingeben können. Zudem dürfe das System "nicht dazu führen, dass der persönliche Kontakt zwischen Bürger und Polizei auf der Strecke bleibt", betonte Ascherl.

"Es gibt auch Anzeigen, die problematisch sind", gab Ascherl zu bedenken - etwa gefälschte. "Auch die muss man verfolgen. Man kann hier ja alles rein stellen." Die Bayerische Polizei verfolgte 2016 mehr als 600.000 Straftaten, darunter rund 180.000 Diebstahlsdelikte.

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