Buben versenken „Preißn“ in der Alz

Traunstein - Hammer, Mumie oder Arschbombe heißen die Sprungtechniken, mit denen sich wagemutige Buben im oberbayerischen Truchtlaching im Landkreis Traunstein in die Alz stürzen. Dass die „Buam“ bei den aktuell heißen Temperaturen ins kühle Nass springen, ist ja an sich nicht verwunderlich. Der Grund dafür allerdings schon eher.
Denn die mutigen Brückenhupfer versuchen, mit Urlaubern – und das sind laut der Buben meistens „Preißn“ – besetzte Paddelboote, die die Alz zwischen Seebruck und Altenmarkt im Sommer regelrecht bevölkern, eine erfrischende Wasser-Dusche zu verpassen.
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Wie sich das im Detail vorstellen? Nun: Die Buben stehen auf der gut drei Meter hohen Brücke, warten auf den richtigen Zeitpunkt, stürzen sich dann akrobatisch in die Tiefe und landen im besten Fall nicht mal einen Meter vom Schlauchboot entfernt in der Alz. Wenn der Sprung hingehauen hat, dann haben die unten vorbeischippernden Paddler eine ordentliche Wasserfontäne abbekommen.
Bleibt die Frage, wie die Buben die Paddler überhaupt als „Preißn“ identifizieren können. Da haben die Wagemutigen ihre eigenen Auswahlkriterien. „Dene heast beim Red’n zua und dann woaßt genau, des sand Preißn, de muassd ganz besonders nooß macha“, meint Ludwig, etwa zwölf Jahre alt. Anders wählt sein Spezl Patrick die Nasszumachenden aus: „De Bayern hamm im Gegensatz zu de Preißn imma a Bier dabei und Hiad auf“, sagt er in vorbildlichem Bairisch.
Vor allem jetzt während der sommerlichen Tage macht den Buben das Brückenspringen richtig Spaß. „Samsdog und Sunndog, wenn’s richtig hoaß is“, seien gute Tage, sagt Ludwig, „wei dann kemman a an Haufa Preißn.“
Laut Aussagen der Springer ist das Verletzungsrisiko beim Truchtlachinger „Preißn“-Versenken nicht allzu hoch. Hier und da bekämen die Hüpfer mal ein paar blaue Flecken ab, heißt es von den Buben. Anders ist es bei Brückensprung-Pionier Dieter gewesen, der schon vor 40 Jahren „Preißn“ in der Alz versenkt hat. Er hatte sich einmal den Arm gebrochen, als er direkt in ein Boot hineingehüpft war.
Trotzdem sieht der Chef der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Seeon-Truchtlaching, Michael Stadler, den Volksbrauch auch mit ein bisschen Sorge. „Wenn da ein Springer dem Bootsinsassen in den Rücken hüpft, kann das für beide schlimm ausgehen. Natürlich hat es Tradition und ist es ein Spaß, diese Art Lausbubenstreiche fortzusetzen, und wir wollen auch keinen Unfrieden stiften“, sagt der DLRG-Vorsitzende der „Heimatzeitung“. „Aber man muss wissen: Wenn etwas passiert, ist die Hölle los.“ Die DLRG könne nicht mehr tun, „als die Jugendlichen zur Vorsicht zu ermahnen“, so Stadler.