Brutzeln und busseln - ein Kochbuch für Pärchen
Bad Kötzting - Er findet die einfachsten Küchenutensilien nicht, sie meckert nur: Die Paprika gehören kleiner geschnitten. Und die Tomaten auch! Oder: Sie mag es am liebsten simpel, er will die ausgefallensten Rezepte ausprobieren. Spaghetti Bolognese versus Trüffel-Tatar. Und schon herrscht Krieg in der Küche.
Gemeinsam schnippeln, brutzeln, braten – kann das überhaupt gut gehen? Und sogar Spaß machen? Profi-Koch Michael Riedl sagt: Ja! Er und seine Partnerin Annette Sandner aus München haben das Kochbuch "Kiss & Cook" für Paare geschrieben. Drin stecken 50 Rezepte, die nicht alltäglich sind und trotzdem auch Hobby-Köchen gelingen. Mit Liebe und Teamwork.
Das Kochbuch macht nämlich Schluss mit ewigen Streitfragen wie: Was könnten wir kochen? Wer macht was? Und: Warum muss ich mehr machen? Jeder Koch-Partner bekommt seine Aufgabe (keine Angst: samt leicht verständlicher Anleitung). Sie bereitet etwa das Pilzgemüse zu, er ist für die Polenta zuständig. Oder sie für den Sweet-Chili-Dip, er für die Thai-Shrimp-Cakes. Voilà: Die perfekte Ergänzung.
Der AZ erzählt der Profi-Koch, warum gemeinsames Kochen die Beziehung stärkt:
AZ: Herr Riedl, warum braucht’s ein spezielles Kochbuch für Paare – geht nicht auch ein ganz normales?
Michael Riedl: Beim Kochen kommt man sich schon mal in die Quere. Deswegen finden wir: Es ist besser, wenn jeder Partner sein eigenes Kochbuch hat.
"Kiss and Cook" besteht also aus zwei Ausgaben?
Richtig, es sind eigentlich zwei Bücher. Drin sind die diesselben Gerichte, aber die Anleitungen sind jeweils für die Frau beziehungsweise den Mann – mit farblicher Kennzeichnung. Die Arbeitsschritte beschreiben klar, wer was zu tun hat. Dabei gehen wir bewusst von üblichen Rollen weg, dass etwa die Frau die Beilagen wie Salat und der Mann automatisch das Grillfleisch zubereitet.
Das heißt konkret?
Beim Gericht "Beef-Rib-Burger mit Wedges" etwa übernimmt die Frau den Part der Beef Ribs und der Mann bereitet die Burger Buns zu.
Kochen zu zweit kann wie Krieg sein, steht in Ihrem Buch etwas überspitzt. Woran liegt das?
Jeder hat andere Vorstellungen von einem Gericht, jeder kocht anders. Das kann zum Problem werden.
Warum wirkt sich gemeinsames Kochen dennoch positiv auf die Beziehung aus?
Man kann lernen, dass jeder mal einen Schritt von seinem Standpunkt zurücktreten und auf den anderen zugehen muss. Zudem lernt man den anderen besser kennen. Nicht nur, wie er agiert, sondern auch, was ihm schmeckt. Nicht zuletzt übt man so auch sehr gut, sich aufeinander abzustimmen.
Und wenn das Ergebnis des Kochens am Ende nicht berauschend ist?
Dann hat man es eben miteinander versemmelt und hat einen Grund, gemeinsam zu lachen. Das ist ja auch nicht verkehrt, oder?
Gibt es Dinge, die Frauen in der Küche besser können?
Wenn es ums Backen geht, bin ich meist zu gestresst und kann es nicht abwarten. Ich glaube, Frauen haben hier mehr Ruhe und können besser warten (lacht).
Und Männer?
Aus meiner Erfahrung als Profi-Koch würde ich sagen, dass sie extremem Stress besser standhalten können. Die Branche ist immer noch sehr männerdominiert. Ich finde aber, Frauen haben sehr viel Gefühl beim Kochen, deswegen würde ich mir mehr Profi-Köchinnen wünschen.
Zurück an den heimischen Herd – wird er immer mehr ein Ort für Männer?
Früher war es natürlich klassisch so, dass die Frau in der Küche stand und der Mann in die Arbeit ging. Aber diese Zeiten sind vorbei. Immer mehr Männer fangen an zu kochen, auch fein. Ich denke, das ist mittlerweile ausgeglichen. Wie würden Sie die letzten Koch-Muffel überzeugen – ein Plädoyer fürs Kochen, bitte! Wenn man es daheim und nicht beruflich macht, ist Kochen wie eine Art Meditation. Es entspannt. Man konzentriert sich rein auf seine Koch-Schritte und schiebt den Alltag und die Arbeit auf die Seite. Welches Gericht aus Ihrem Buch würden Sie empfehlen ... alle (lacht).
... nein, Moment, es kommt noch ein Zusatz: für das erste gemeinsame Kochen, damit dieses stressfrei gelingt?
Ich glaube, das funktioniert wirklich mit allen. Nicht das Gericht ist entscheidend, sondern dass man dem anderen nicht reinpfuscht und ihm vertraut. Sollten trotz allem Fehler passieren, sollte man als Partner auch einmal drüber hinwegsehen können.
Und mit welchem Gericht kann man bei seinem Schwarm punkten?
Auch hier glaube ich, dass es nicht um das Gericht geht, sondern darum, dass man sich den Aufwand macht und sich die Zeit nimmt, jemanden zu überraschen. Damit zeigt man doch: Ich mache etwas für dich, für uns. Aber trotz allem: Beim ersten Date würde ich nichts zu Scharfes zubereiten. Das ist nicht jedermanns Sache.
Unterschiedlicher Geschmack ist auch so ein Problem-Punkt. Wie kommt man auf einen Nenner – zwei Töpfe?
Nein, einen Mittelweg finden. Hier muss man sich vorher abstimmen und zwischendurch den anderen einmal probieren lassen. Wie auch sonst in einer Beziehung: Miteinander reden ist auch beim Kochen wichtig.
Es darf aber auch geküsst werden – wie Ihr Buch-Titel nahelegt.
(lacht). Aber nicht den Topf auf dem Herd aus den Augen verlieren!
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