Brutaler Vergewaltiger endlich vor Gericht

Laut Anklage überfiel er zwei Nürnbergerinnen in deren Wohnung, fesselte sie mit einem Kinderschal und missbrauchte sie
NÜRNBERG In die Augen sollte ihm keiner schauen können. Und so quetschte sich Oliver E. (41) trotz angelegter Handschellen krampfhaft einen Aktenordner vor sein Gesicht, als er am Mittwoch kurz nach 9 Uhr morgens in den Gerichtssaal des Landgerichts geführt wurde. Für den Elektroniker aus Zirndorf, der nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ein besonders übler Vergewaltiger ist, könnte es der Auftakt für einen sehr, sehr langen Haftaufenthalt sein.
Am Mittwoch ging es erst einmal ganz schnell. Lediglich die vierseitige Anklageschrift wurde verlesen. Dann wurde der Prozess auf den kommenden Dienstag vertagt. Grund für den zögerlichen Auftakt: Chefarzt Michael Wörthmüller vom Erlanger Bezirkskrankenhauses, der das verkorkste Seelenleben des Angeklagten begutachten soll, hatte keine Zeit. Er will aber unbedingt dabei sein, wenn sich Oliver E. zu seiner Person und den Vorwürfen äußert, um dessen Gefährlichkeit richtig einschätzen zu können. Davon ist auch die Höhe der Strafe abhängig.
Die Polizei brauchte Jahre, um Oliver E. als brutalen Vergewaltiger von zwei Frauen zu überführen. 2004 und 2008 hatte er laut Anklage seine Opfer in deren Wohnungen überfallen, sie mit Kabelbindern und einem Schal mit Bärchenmotiven gefesselt und dann sexuell missbraucht. Die beiden Frauen, die jetzt ihre Schreckenserlebnisse vor Gericht noch einmal schildern müssen, schwebten dabei in Todesangst.
Seine Entlarvung war ein Zufallsprodukt
Die Ermittlungen ergaben, dass Oliver B. seine Opfer vor den Taten wochenlang ausspioniert hatte. Nach seiner Festnahme wurden in seiner Wohnung Unterlagen sichergestellt, die nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft darauf hindeuten, dass Oliver E. bereits ein drittes Opfer ins Visier genommen hatte.
Seine Entlarvung als mutmaßlicher Vergewaltiger war aber ein Zufallsprodukt. Kripobeamte hatten im Sommer dieses Jahres in Zusammenhang mit einem Autodiebstahl eine DNA-Spur gesichert, die zu dem Mann nach Zirndorf führte. Er gab den Beamten eine Speichelprobe ab – und lieferte sich damit selbst ans Messer. Das DNA-Muster war identisch mit dem, das der Vergewaltiger an den Tatorten zurückgelassen hatte.
Nach außen hin führte Oliver E. ein Doppelleben. In Zirndorf lebte er in einer festen Beziehung, hatte mit der Frau sogar ein gemeinsames Kind. Die Lebensgefährtin fiel aus allen Wolken, als ihr Freund unter Vergewaltigungsverdacht festgenommen wurde. Zu ihr war er immer freundlich und zuvorkommend.
hr