Brunner: Nun ist er Pauker Tom
Club-Urgestein genießt sein neues Leben – träumt aber vom Comeback beim FCN
POSTBAUER-HENG Nein, Klaus Augenthaler hat er nicht angerufen und ihm zum neuen Trainer-Job beim Drittligisten SpVgg Unterhaching gratuliert. Aber: „Ich freue mich für ihn, dass er wieder etwas gefunden hat, da kann er von seinem Wohnort Baldham ja direkt mit dem Rad zum Training fahren“, grinst Thomas Brunner (47).
Kein Anruf von Augenthaler
Brunner war drei Jahre lang (März 2000 bis April 2003) Auges Co-Trainer am Valznerweiher. Als Augenthaler nach Leverkusen und später nach Wolfsburg weiterzog, wartete Brunner vergebens auf einem Anruf, obwohl Augenthaler seinem Assistenten damals versprochen hatte, ihn nach seinem Rauswurf beim Club mitzunehmen.
„Abgehakt, längst kein Thema mehr für mich“, sagt Brunner. Nur noch eine von vielen Anekdoten aus dem Profi-Leben des gebürtigen Niederbayers, der als 16-Jähriger 1978 vom ASV Cham zum Club kam.
"Ich glaube fest an den Klassenerhalt"
Mit 402 Profi-Einsätzen in 16 Jahren (328 in der Bundesliga, 74 in der Zweiten Liga) war ein Dauerbrenner beim Club, spielte von 1978 bis 1996 faktisch durch. Heute trainiert Brunner den Bezirksligisten FC Holzheim vor den Toren Neumarkts, verlor am vergangenen Wochenende beim einstigen Mitspieler Herbert Heidenreich und dessen FSV Bad Windsheim 1:2, steckt massiv im Abstiegskampf. Brunner muss mit seinem Team am Sonntag (15 Uhr) gegen den Abstiegs-Mitkonkurrenten TSV Heideck unbedingt gewinnen, um weiter Chancen auf den Klassenerhalt zu haben. Brunner: „Uns geht wie den Freiburgern gegen den Club. Natürlich hoffe ich, dass Heckings Team dort was holt. Ich glaube fest an den Klassenerhalt.“
Ansonsten ist Brunner gut ausgelastet. Als sportlicher Leiter der DJK Limes 09 trainiert er dort die A-Jugend, ist zudem Stützpunkttrainer des Bayerischen Fußballverbandes für die Region Ostbayern und geht auf seine alten Tage wieder zur Schule. Tom arbeitet als Lehrer für den so genannten differenzierten Sportunterricht (Bewegung, Koordination, Fußball) an der Erich-Kästner-Hauptschule in Postbauer, der Grundschule Pyrbaum, der Grund- und Hauptschule Burgthann, der Realschule Neumarkt, der Weinberger-Hauptschule und der Theo-Betz-Grundschule – seit drei Jahren, 26 Stunden wöchentlich. „Es sind immer mal wieder Talente dabei, die für höhere Aufgaben geeignet sind“, weiß Brunner. Der Club und Greuther Fürth fragen schon mal nach bei Tom an.
"14 verschiedene Trainer, das schafft nicht jeder"
Den aktuellen Abstiegskampf des FCN sieht Brunner entspannt. „Ich drücke dem Club die Daumen, verfalle aber bei einer Niederlage nicht in Depressionen.“ Aber: „Ich habe insgesamt 25 Jahre mit dem Club verbracht, fast das halbe Leben, das hat mich geprägt. Trotz vieler sportlicher Berg- und Talfahrten war es eine sehr schöne Zeit. Und ich hatte 14 Trainer. Das schafft auch nicht jeder.“
Brunner wurde 1981 U19 Weltmeister. Legendär sein Tor zum 2:0 gegen Hessen Kassel in der Saison 1985, dass dem Club wieder einmal einen Aufstieg bescherte. Den Spieleraufstand 1984 gegen den damaligen Trainer Heinz Höher überstand er als einziger schadlos, obwohl der ehemalige Präsident Gerd Schmelzer Brunner nach Gladbach verhökern wollte, aber Tom lehne dankend ab.
"Ich würde gerne wieder beim 1. FCN einsteigen"
„Höhepunkte in meiner Karriere beim Club“ erinnert sich Brunner, „waren das DFB-Pokalfinale 1982 gegen die Bayern und die Uefa-Cupspiele gegen Rudi Völlers AS Rom 1988. Von 1996 bis 2003 war Brunner, der die Fußball-Lehrer-Lizenz besitzt, Assistent diverser FCN-Trainer, auch von Felix Magath. „Der hatte schon besondere Methoden.“ Nach der Entlassung von Willi Reimann 1988 war er drei Spiele lang Interimstrainer. Später übernahm er die Club-Amateure, die SpVgg Weiden und den FC Schnaittach. Sohn Tobias (27) spielt beim BSC Woffenbach, Tochter Sina (13) betreibt seit zehn Jahren Akrobatiksport in Neumarkt, beim dortigen „Zirkusverein“.
Alles geregelt also? „Ich würde gerne wieder beim 1. FCN einsteigen“, sagt Club-Mitglied Brunner, „im Nachwuchsbereich ausbilden. Vielleicht ergibt sich ja nochmals die Chance. Druck, irgendwo einen Cotrainer-Job annehmen zu müssen hat er nicht. „Das müsste schon etwas Besonderes kommen, damit ich die Tätigkeit an den Schulen aufgebe. Denn die macht mir sehr viel Spaß.“ Und ist größtenteils stressfrei. Matthias Hertlein