Bröckelalarm! So marode sind Nürnbergs Brücken
Die Querung der Münchener Straße über die Bahnlinie muss abgerissen werden. 59 der 294 Bauwerke sind kaputt!
NÜRNBERG Bröckelalarm! Eigentlich wollte Karlheinz Kubanek das Jahr mit einem schönen Ereignis abschließen. Die feierliche Eröffnung des sanierten Kettenstegs war für den Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR) der positive Höhepunkt des Jahres. Doch das Gutachten für die Brücke der Münchener Straße über die Bahnlinie zum Rangierbahnhof hat ihm die Festtagsstimmung gehörig vermasselt. Jetzt liegen die Daten vor. Das schockierende Ergebnis: Die Brücke ist nicht mehr stabil, sie muss abgerissen werden! Kein Einzelfall: Insgesamt 59 der 294 Brücken (ab zwei Meter Spannweite) in Nürnberg sind marode
„Bei der Brücke an der Münchener Straße ist der Spannstahl nicht mehr stabil“, sagt Kubanek. Für ihn gab es nur eine Konsequenz: Die Brücke (Baujahr 1961) wird sofort für Lkw über 16 Tonnen gesperrt. Weil nur die Fahrbahn stadteinwärts betroffen ist, kann der Verkehr auf die andere umgeleitet werden. „Diese Brücke stammt aus dem Jahr 1937. Damals wurde stabiler gebaut. Das Gutachten hat hier keinerlei Einschränkungen ergeben“, sagt Kubanek.
Die Umleitung ist eingerichtet. Der Verkehr kann wieder ohne Gewichtsbeschränkungen fließen. Mindestens für ein Jahr müssen sich die Autofahrer aber auf die Engstelle an der Münchener Straße einstellen. Denn die Brücke kann nicht mehr saniert werden.
„Wir müssen in unserer Prioritätenliste einige Projekte umstellen“
SÖR muss sie abreißen und eine neue, standfeste Querung über die Bahngleise bauen. Der Bau muss europaweit ausgeschrieben werden. Außerdem muss mit der Bahn verhandelt werden, weil während der Arbeiten auch immer wieder der Zugverkehr behindert wird. Das kann dauern.
Außerdem muss Kubanek mit dem Kämmerer über die Finanzierung verhandeln. Er geht davon aus, dass der Neubau rund eine Million Euro kosten wird. „Wir müssen wohl in unserer Prioritätenliste einige Projekte umstellen“, sagt der SÖR-Werkleiter. Denn diese Brücke ist nicht die einzige, die bröckelt. „Wir haben fünf bis sechs Bauwerke aus dieser Zeit, die dringend saniert werden müssen. Sie werden überprüft.“
Zum Beispiel die Brücke Rothenburger Straße über die Südwesttangente. Hier haben Gutachter Risse festgestellt. Allerdings sind sie nicht so schlimm. Die Sperrungen sind inzwischen wieder aufgehoben, die Sanierung kann noch etwas warten. Großprojekt in diesem Jahr wird das Kreuz Nürnberg-Hafen. Auch diese Brücken aus den 1960er-Jahren müssen saniert werden. Kubanek rechnet mit Baukosten von acht bis neun Millionen Euro.
Michael Reiner
Wie die Stadt die Finanzierung der Sanierungen stemmen will, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 4. Januar
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