Bröckel-Alarm bei Nürnbergs Vorzeige-Kunstwerk!

Unsere Straße der Menschenrechte macht keinen guten Eindruck mehr: Der Beton der Säulen und des Eingangstors ist stark verwittert. Risse und Dreck-Schlieren ziehen sich über die Oberfläche
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
So stark nagt der Zahn der Zeit an der oberen Kante des Tors: Einige Brocken sind abgeplatzt, es haben sich dunkle Schlieren gebildet.
Berny Meyer 2 So stark nagt der Zahn der Zeit an der oberen Kante des Tors: Einige Brocken sind abgeplatzt, es haben sich dunkle Schlieren gebildet.
Auch die acht Meter hohen Betonsäulen sind in Mitleidenschaft gezogen: Es ziehen sich Risse durch das Kunstwerk.
Berny Meyer 2 Auch die acht Meter hohen Betonsäulen sind in Mitleidenschaft gezogen: Es ziehen sich Risse durch das Kunstwerk.

Unsere Straße der Menschenrechte macht keinen guten Eindruck mehr: Der Beton der Säulen und des Eingangstors ist stark verwittert. Risse und Dreck-Schlieren ziehen sich über die Oberfläche

NÜRNBERG Sie waren einmal weiß, glatt und makellos: die 27 Säulen und der Torbogen der Straße der Menschenrechte. Doch der Zahn der Zeit nagt heftig an dem Kunstwerk vor dem Germanischen Nationalmuseum. Der Beton bröckelt. In den Säulen sind Risse zu sehen. Hässliche schwarze Schlieren ziehen sich über die Oberflächen. Nürnbergs Vorzeige-Kunstwerk – es müsste eigentlich dringend saniert werden!

Vor allem das Tor zur Straße der Menschenrechte hat unter den Witterungseinflüssen gelitten. Die oberen Ränder sind ausgebrochen. Frost und Regen haben Betonstücke abgesprengt. Moos und Algen wuchern. Aber auch am Fundament blättert die Farbe in hässlichen Blasen ab.

Schon bald nach der Eröffnung gab's erste Schäden

Schon bald nach der Eröffnung des Kunstwerks am 24. Oktober 1993 waren Schäden im oberen Bereich einiger Säulen aufgetreten. Dieser Produktionsfehler wurde ausgebessert. Doch 17 Jahre nach dem Festakt hat das Kunstwerk des Bildhauers Dani Karavan (80) an Glanz eingebüßt.

Die Geschichte der Straße der Menschenrechte reicht bis ins Jahr 1988 zurück. Damals bekam der Künstler, der in Tel Aviv geboren ist und jetzt in Paris lebt und arbeitet, den Auftrag, die Kartäusergasse auszugestalten. Das Kunstwerk entstand im Zug des Erweiterungsbaus für das Germanische Nationalmuseum. Die Säulenreihe schafft eine Verbindung vom Kornmarkt zur Stadtmauer und wertet den neuen Eingang zum Museum auf.

Die 27 Säulen (jeweils acht Meter hoch), die beiden Bodenplatten und die damals gepflanzte Eiche stehen für die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1948 (siehe Kasten). Eine der Grundlagen dafür sind die „Nürnberger Prinzipien“, die im Zug der Nürnberger Prozesse 1945 gegen die Nazi-Kriegsverbrecher aufgestellt wurden.

Bei der Eröffnung der Straße der Menschenrechte entstand damals auch die Idee des Nürnberger Menschenrechtspreises. Denn Dani Karavan erinnert mit seinem Kunstwerk einerseits an das dunkelste Kapitel der Nürnberger Geschichte. Andererseits symbolisiert es aber auch die Hoffnung auf eine Welt, „in der alle Menschen in Würde, Frieden und Freiheit leben können“ (Karavan).

Der damalige Oberbürgermeister Peter Schönlein griff das auf. Seit dem Jahr 1995 wird der Menschenrechtspreis alle zwei Jahre vergeben. Dani Karavan sitzt seitdem mit in der elfköpfigen Jury. Er hat auch den Preis gestaltet: eine Miniatur des Tors zur Straße der Menschenrechte – strahlend weiß und ganz ohne Makel.

Michael Reiner

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.