Breite Front gegen Bahn-Trassenvorschläge im Inntal
Rosenheim (dpa/lby) - Eine breite Front aus Kommunen, Umweltschützern und Bürgerinitiativen stemmt sich gegen die Vorschläge der Deutschen Bahn zum Neubau einer Bahnstrecke im bayerischen Inntal. Alle Varianten für den sogenannten Brenner-Nordzulauf wären mit erheblichen Eingriffen in Biotope und Schutzgebiete verbunden, teilten der Bund Naturschutz in Bayern (BN) und die Initiative Brennerdialog Rosenheimer Land am Donnerstag mit. Keiner der fünf Trassenvorschläge könne deshalb positiv bewertet werden.
Auch betroffene Kommunen, darunter der Rosenheimer Kreistag und die Stadt Rosenheim, hatten die Neubau-Vorschläge in Stellungnahmen zum Raumordnungsverfahren der Regierung von Oberbayern abgelehnt.
Der BN befürworte mehr Güter auf der Schiene, sehe aber hier enorme Kosten, gravierende Eingriffe in die Landschaft und Risiken für Mensch und Natur, teilte der Verband mit. Zudem sei unklar, welche Anreize es für Logistikunternehmen geben solle, ihre Güter auf die Schiene zu bringen. Es sei ein schlüssiges Gesamtkonzept für eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene nötig.
"Erhebliche Beeinträchtigungen der Schutzgüter Boden, Wasser, Landwirtschaft und Erholung treten bei den Varianten zwar in unterschiedlichem Ausmaß auf, sind aber insgesamt bei jeder der Varianten so gravierend, dass der Neubau der Bahntrasse nicht vertretbar ist", sagte der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner. Es müssten Alternativen geprüft werden, vor allem Modernisierung und Ausbau der bestehenden Strecke. Neubaugegner hatten mehrfach kritisiert, dass das Raumordnungsverfahren diese Möglichkeit nicht einbeziehe.
"Die Bürgerinitiativen sind nicht gegen den Brenner-Nordzulauf, sondern gegen eine überflüssige, zusätzliche Neubautrasse", sagte Thomas Riedrich, Vorsitzender des Brennerdialog Rosenheimer Land. "Wir haben bereits eine funktionierende Zulaufstrecke zum Brenner, die bei weitem noch nicht ausgelastet ist." Mit einem Ausbau könne diese theoretisch die 400 Züge am Tag bewältigen, die der Brenner Basistunnel ermöglichen soll, an dem in Österreich und Italien gebaut wird. Damit sollen in der Zukunft mehr Güter auf die Schiene kommen.
Die massiven Eingriffe und der dauerhafte Flächenverbrauch müssten durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden, sagte Peter Kasperczyk, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Rosenheim. Es könne nicht sein, dass die Bürger die Belastung durch Bau und Betrieb zu tragen hätten, die erforderlichen Ausgleichmaßnahmen aber anderswo erfolgten.
Kommunen, Behörden, Organisationen und Bürger können bis Freitag im Raumordnungsverfahren zu den Trassenvorschlägen Stellung nehmen. Die Regierung von Oberbayern prüft dann, ob sich daraus triftige Gründe dagegen ergeben. Das Ergebnis soll bis Jahresende vorliegen. Die Bahn will die favorisierte Trasse Anfang 2021 vorstellen.