"Braune Schneise" in beliebtem Tourismus-Hotspot bei München: Warum wurden hier Hunderte Bäume gefällt?

Krün - So mancher Ausflügler dürfte sich schon gewundert haben, was es mit den in den Wald geschlagenen Schneisen in der Nähe von Krün auf sich hat. Ausgerechnet im Touristen-Hotspot Werdenfelser Land ist nun der eigentlich malerische Blick nicht mehr ganz so malerisch. Von einer "braunen Schneise" schrieb das "Garmisch-Partenkirchen Tagblatt".
Ein ehemaliger Forstmitarbeiter berichtete der Zeitung, von Zuhause aus habe er die "Arbeiten beobachtet". Der Mann, der dem Bericht zufolge ehemaliger Forstangestellter ist und namentlich nicht genannt werden wollte, sagt, er sei in den Bergwald gegangen. Oben habe er dann mehrere Schneisen gesehen – sowie eine mobile rund 200 Meter lange Seilbahn, die zum Abtransport der geschlagenen Bäume aufgebaut war entdeckt.
Gefällte Bäume im Werdenfelser Land: Ein ehemaliger Forstmitarbeiter nennt es einen "Frevel"
Der angebliche Experte kritisiert: "Es wurden dabei auch gesunde Bäume umgehauen und mit kompletter Belaubung ins Tal gezogen. Dadurch sind tiefe Rinnen im Boden entstanden und Felsen sogar teilweise abgeschabt worden." Der Mann hält die Fällungen im großen Stil für unbegründet. Er nennt die Aktion "fast schon einen Frevel".
Auch viele seiner ehemaligen Arbeitskollegen seien entsetzt, sagte der Ex-Forstangestellte dem "Tagblatt". "Wegen des Abtransports mittels der drei benötigten Seilzüge – unter anderem auch durch einen Jungwald – mussten rund 400 weitere gesunde Bäume gefällt werden", behauptet er.
Der verantwortliche Forstbetrieb wehrt sich gegen die Kritik
Der für die Baumfällarbeiten verantwortliche Forstbetrieb Bad Tölz hält die Kritik für völlig unbegründet. "Wir haben an dem Hang schlicht ein Borkenkäferproblem", sagt dessen Leiter Rudolf Plochmann der AZ. Der Käfer breite sich nicht zuletzt wegen des Klimawandels auch im Werdenfelser Land immer stärker aus. "Und er hat in diesem Bereich des Bergwalds bereits immense Schäden angerichtet."
Insgesamt wurden den Angaben zufolge etwa 1.900 Bäume gefällt. Laut Forstbetrieb Bad Tölz mussten wegen des Käferbefalls gut 1.500 Fest- oder Kubikmeter Fichtenholz gerodet werden. Hinzu kämen noch gut 400 Festmeter, "die beim Fällen der Bäume für die Seiltrasse angefallen sind".
Im Wald im Werdenfelser Land machte sich der Borkenkäfer breit
Diese Maßnahme diene "dem Wohle des Waldes", sagt Plochmann und fügt hinzu: "Das ist eine Chance für die nächste Generation an Bäumen, wieder zu wachsen." Den in den Aussagen des Ex-Forstmitarbeiters implizit mitschwingenden Vorwurf, es handle sich um einen Kahlschlag, weist er empört zurück. Wenn etwa nach Stürmen Borkenkäfer auftauchten, müssten diese "umgehend beseitigt werden." Die Behauptung, dass darunter auch zahlreiche gesunde gewesen seien, weist er zurück.
"Wenn man ein Borkenkäfernest hat, muss man auch im Umfeld Bäume fällen. Denn die Mitarbeiter sehen nicht gleich, ob ein Baum befallen ist, wenn der Käfer gerade erst in der Krone ist." Man habe nur geschwächte Bäume gefällt. Die Seilbahn sei nötig gewesen, um die Bäume abzutransportieren. "Es ist sinnvoller, diesen ökologischen Wertstoff zu verwenden, als das Holz einfach verrotten zu lassen." Ein Skandal sei das jedenfalls alles nicht. Gerne würde er mit dem Ex-Forstangestellten sprechen. "Er kann sich gerne bei mir melden."