Braunbär greift Bauern an

Thomatal / München - Der 71-Jährige hatte großes Glück – und den richtigen Instinkt: Im Salzburger Land ist ein Almbauer von einem Braunbären attackiert worden. Weil der Mann sich tot stellte, wurde er nur leicht verletzt. Der Angriff ereignete sich am Schwarzenberg bei Thomatal – nur 70 Kilometer entfernt von der Freistaat-Grenze. Eine Distanz, die Braunbären laut Experten in ein bis zwei Tagen überwinden können.
„Vor allem jüngere Bärenmännchen wandern auf der Suche nach einem eigenen Territorium oft größere Strecken“, teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) mit. Es sei jedoch nicht vorhersehbar, in welche Richtung sich das Raubtier bewege.
Der 71-Jährige hatte sich darüber gewundert, dass die Tiere auf seiner Alm so unruhig waren. Er ging nachsehen – und stand plötzlich vor einem ausgewachsenen Braunbären. Ganz langsam, Schritt für Schritt, versuchte sich der Bauer rückwärts von dem Wildtier zu entfernen. Er stolperte. Und stürzte.
Als sich der Mann wieder aufrichtete, war der Bär bei ihm – und hieb ihm mit der Pranke auf die Wange. Benommen sank der Mann zurück und blieb regungslos liegen, bis der tierische Angreifer sich entfernt hatte. „Er hat genau richtig reagiert“, sagt Christian Pichler, Bären-Experte des WWF in Österreich.
Der Vorfall, der sich bereits am Dienstag ereignet hat, aber erst Tage später bekannt wurde, ist der erste seiner Art in Felix Austria. „Zwischen 1990 und 1996 wurden in Österreich 500 Bären-Sichtungen gezählt. Fünf Mal kam es zu Scheinattacken, bei denen das Tier auf den Menschen zuläuft und kurz vor ihm abdreht. Aber Verletzungen hat es nie gegeben“, sagt Pichler. Der Artenschützer hält es daher für möglich, dass der Bauer den Bären überrascht hat – und dieser sich nur verteidigen wollte.
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Am Schwarzenberg suchten gestern Experten nach Spuren des pelzigen Übeltäters: nach Haaren, Kot oder Speichel. Per DNA-Test soll geklärt werden, welches Geschlecht er hat, wie alt er ist und woher er kommt. „Wir wissen, dass in Kärnten fünf bis acht Bären leben. Vielleicht hat einer von ihnen einen Ausflug nach Thomatal gemacht“, so der WWF-Experte.
Wichtig sei zudem eine exakte Analyse des unglücklichen Rendezvous’. „Wir müssen herausfinden: Hat er so gehandelt, weil er sich erschreckt hat, oder ist er aggressiv?“ Gebe es eine „natürliche“ Erklärung für das Verhalten des Tieres, könne man davon ausgehen, „dass so etwas nicht mehr vorkommt“, sagt Pichler. „War der Angriff aggressiv motiviert, muss man das Tier finden, besendern und im Auge behalten.“
Während die Österreicher nun fieberhaft nach dem Braunbären fahnden, gibt man sich in Bayern gelassen. Noch. Sollte das Tier die Grenze überschreiten, greife der „Managementplan „Braunbären in Bayern“, teilte das LfU mit. Teil davon sei ein Netzwerk von Jägern, Förstern, Bauern und Naturschützern, die als Ansprechpartner dienen und Hinweisen nachgehen könnten.
Außerdem bleibe dem Tier nicht mehr viel Zeit für die Einreise: „Die Winterruhe bei Bären beginnt üblicherweise im Oktober.“