Bayern übt Schadensbegrenzung bei Corona-Testpanne

Der viel gelobte Krisenmanager Söder muss eine «große Panne» im Kampf gegen Corona eingestehen: Die Behörden hinken bei der Übermittlung von Testergebnissen hinterher. Hat er die Wogen geglättet?
von  dpa
Ein Abstrichstäbchen für einen Corona-Test. (Symbolbild)
Ein Abstrichstäbchen für einen Corona-Test. (Symbolbild) © Britta Pedersen/dpa

München - Die bayerische Staatsregierung treibt die Aufarbeitung der Panne bei den Corona-Tests von Urlaubsrückkehrern voran. Zehntausende Befunde müssen noch an die Betroffenen übermittelt werden, darunter auch positive. Dass Ministerpräsident Markus Söder an seiner Gesundheitsministerin Melanie Huml (beide CSU) festhält, stößt bei der Opposition auf Kritik.

"Dass nach einem Skandal dieses Ausmaßes niemand persönliche Konsequenzen zieht, ist ein Armutszeugnis und schadet unserer politischen Kultur nachhaltig. Huml ist nach dem Test-Desaster als Gesundheitsministerin nicht mehr tragbar", erklärte FDP-Landeschef Daniel Föst. Der Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Markus Rinderspacher (SPD), twitterte am Donnerstagabend: "Nun übernimmt ein Verwaltungsbeamter die politische Verantwortung für eine markante Verfehlung, die ihren Ausgangspunkt in der Sorgfaltslosigkeit der Staatsregierung hatte. Das ist Verantwortungskultur à la CSU".

Söder hatte am Donnerstag die Panne eingeräumt und den Fehler bedauert, der nun schnellstmöglich behoben werden solle. Er sprach Huml sein Vertrauen aus, die zweimal ihren Rücktritt angeboten habe. Andreas Zapf wurde hingegen als Leiter des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit abgelöst und ins Ministerium versetzt.

Von der Jungen Union Bayern kam erwartbar Lob: "Es zeugt von Charakter Fehler einzugestehen und sie anschließend auszubügeln", twitterte die CSU-Nachwuchsorganisation. "Bayern hat die richtige Strategie."

Am Mittwoch hatte Huml erklärt, dass 44 000 Reiserückkehrer noch kein Ergebnis ihrer Corona-Tests bekommen hätten, die zum Großteil bei den Ende Juli eingerichteten Stationen an grenznahen Raststätten gemacht worden waren. Hintergrund für die Verzögerungen ist demnach vor allem, dass der Abgleich von Laboruntersuchung und Formularen händisch abläuft. Zudem war die Nachfrage größer als erwartet.

Unter den noch nicht übermittelten Testergebnissen waren auch Hunderte positive Befunde. Stand Donnerstagnachmittag hatte die Gesundheitsministerin von 908 identifizierten Betroffenen gesprochen, die seit dem Morgen kontaktiert würden. Zudem gebe es auch positive Ergebnisse, die noch nicht zugeordnet werden konnten. Möglicherweise seien darunter auch Dubletten - das müsse geprüft werden.

Völlig unklar sind nach wie vor die Fragen, wo die Infizierten im Moment wohnen und wie viele davon schon informiert sind. Ebenfalls konnte am Donnerstag niemand sagen, wo die Erkrankten im Urlaub waren und wo genau sie sich angesteckt haben.

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