Borna-Virus: Bayern richtet zentrale Forschungsstelle ein

Lange war die Borna-Krankheit nur von Nutztieren bekannt. Nun bestätigen neue Nachweise: Auch für den Menschen kann das Virus tödlich sein. Bayern reagiert darauf.
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Anitkörpernachweis zum Borna-Virus im Gewebe. Foto: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin/dpa
dpa Anitkörpernachweis zum Borna-Virus im Gewebe. Foto: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin/dpa

Regensburg/München (dpa/lby) - Das bayerische Gesundheitsministerium richtet eine zentrale Stelle zur Erforschung sogenannter Borna-Viren (BoDV-1) ein. Das Projekt "Borna Focal Point Bayern" soll voraussichtlich im Sommer 2020 starten, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch auf Anfrage mitteilte. Universität und Gesundheitsamt Regensburg sollen dafür mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zusammenarbeiten.

Das Ministerium beobachte "das Infektionsgeschehen bei Borna-Viren sehr aufmerksam", sagte Ministerin Melanie Huml (CSU). "Zwar handelt es sich bisher nur um eine vergleichsweise geringe Zahl an nachgewiesenen Infektionen. Wir sensibilisieren aber weiter die Ärzteschaft für dieses Thema."

Zuvor war eine Studie des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und der Universität Regensburg bekannt geworden, wonach seit 1995 mindestens 14 Menschen an einer Gehirnentzündung starben, die durch eine Infektion mit sogenannten Borna-Viren ausgelöst worden war. Die Erreger wurde in aufbewahrten Hirnproben nachgewiesen. Alle diese Fälle traten in Bayern auf und wurden nach Angaben von Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am FLI, an der Uniklinik Regensburg, in Erlangen oder im Raum München diagnostiziert. Den jüngsten bekannten Borna-Fall datieren die Wissenschaftler auf Ende 2019. Dabei starb ein elfjähriges Mädchen.

Das Gesundheitsministerium arbeite eng mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) zusammen, betonte Gesundheitsministerin Huml. "Es wurde auch eine Studie zur weiteren Klärung der Risikofaktoren für eine Infektion initiiert."

Die Viren werden nach bisherigen Erkenntnissen von der Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) übertragen. Drei Patienten infizierten sich im Rahmen einer Organspende, weil sie eine Niere oder die Leber eines Infizierten erhalten hatten. Wie genau sich die weiteren Betroffenen in Bayern mit dem Virus infizierten, ist nach Angaben Beers unklar.

Viele hätten engen Kontakt zu Katzen gehabt - die möglicherweise eine Spitzmaus gefangen und mit nach Hause gebracht haben könnten. Das sei aber nur eine Hypothese. Dem Bericht zur Studie im Fachjournal "The Lancet Infectious Diseases" zufolge hatten die meisten der 14 Betroffenen Kontakt zu Tieren, lebten in ländlichen Regionen, arbeiteten in der Landwirtschaft oder waren Outdoor-Aktivitäten nachgegangen.

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