"Body talks" - Ausstellung zu 100 Jahren Büstenhalter

Nürnberg - Verführerische Hülle oder provokanter Hingucker: Wohl kein Wäschestück hat so viele Skandale ausgelöst wie der Büstenhalter. Im Museum für Kommunikation in Nürnberg sind von Mittwochabend an mehr als hundert BHs zu sehen - vom Korsett bis zum Wonderbra erzählen sie eine turbulente Kulturgeschichte. Die Ausstellung "Body Talks. 100 Jahre BH" war zuvor schon in Frankfurt zu sehen.
Die Amerikanerin Mary Phelps Jacob hatte vor rund 100 Jahren einen der ersten Büstenhalter entworfen. Am 3. November 1914 wurde er patentiert. Seit seiner Erfindung "verhülle und exponiere der Büstenhalter die weibliche Brust", heißt es vom Museum. Das Kleidungsstück sei Ausdruck "unserer Vorstellungen von Attraktivität und Schönheit, von Schicklichkeit, Tabus und Regelverletzungen".
Ob Minimizer oder Wonderbra, aufreizend knapp oder sportlich bequem - der Wandel in Design, Material und Gebrauch erzähle von wechselnden Körperbildern und Geschlechterrollen, von wirtschaftlichen Not- und Glanzzeiten. Von den frühen Frauenrechtlerinnen im Kampf gegen das Korsett bis hin zu BH-Verbrennungen der 1968er-Jahr oder Oben-ohne-Protesten zeigten sich am BH politische und kulturelle Umbrüche.
Ein starres, graues Korsett zeugt in der Schau etwa von einer Zeit, in der sich Frauen Oberweite und Taille bis zur Ohnmacht abschnürten. Die emanzipierte Frau der 1920er wollte dann flach und knabenhaft aussehen. Nach dem Krieg waren wiederum runde und üppige Formen angesagt. Vorbilder waren Hollywood-Ikonen wie Marilyn Monroe oder Sophia Loren. Frauen eiferten ihnen nach und zwängten sich in formende Wäsche. In den 1990ern wurde dann der Wonderbra zum Verkaufshit und versprach Volumen auch für kleine Oberweiten.