Bobingen: Krätze im Pflegeheim
Augsburg/Bobingen -Sie sind winzig, aber hoch ansteckend. Allein der Verdacht auf Krätzmilben löst in Gemeinschaftseinrichtungen wie Altenheimen ein besonderes Hygieneprogramm bis hin zur Quarantäne aus. Normalerweise.
Im Fall eines Bobinger Pflegeheims (Name der Redaktion bekannt) scheint das nicht funktioniert zu haben. Patienten und Mitarbeiter hätten 2011 in mehreren Fällen die Krätze bekommen, ohne dass der damalige Heimleiter Peter T. (50) und seine Pflegedienst-Chefin Petra F. (42, Namen geändert) dies beim Gesundheitsamt gemeldet hätten. Auch sonst sei nichts geschehen, um die Krankheit einzudämmen, so die Anklage. Jetzt müssen sich die beiden wegen Körperverletzung durch Unterlassen in 16 Fällen vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten.
Die Krätze (oder Scabies) ist eine Hauterkrankung, die durch Parasiten verursacht wird. Die winzigen Krätzmilben graben sich in die obere Hornschicht der Haut ein. Die Krankheit macht sich durch starken Juckreiz bemerkbar.
Und da liegt das Problem. Denn Juckreiz begleitet viele Hautkrankheiten. Eine Hautärztin erklärte als Zeugin, dass sie den Ausschlag einer Heimbewohnerin im Spätsommer 2011 daher erst mit Cortison behandelt habe. Erst nach einigen Wochen sei ihr der Verdacht auf Krätze gekommen. Erst am 13. Januar 2012 teilte Heimleiter Peter T. dem Gesundheitsamt mit, dass es wohl Krätze in seinem Haus gebe. Allerdings erst Stunden nachdem eine betroffene Pflegerin aktiv geworden war und den Parasitenbefall den Behörden gemeldet hatte.
Ihr Vorwurf: Die Heimleitung hätte schon Monate von der Krätze gewusst. Das Gesundheitsamt reagierte sofort: Das Heim wurde unter Quarantäne gestellt, Neuanmeldungen waren nicht möglich. Inzwischen haben sich die Zustände stark verbessert. Peter T. und Petra F. wollten sich im Prozess zunächst nicht äußern.
Der Fall wird am 1. Juli fortgesetzt.
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