Boakye: Letzte Hoffnung – Medizinmann
Bessern sich die Leistenprobleme des Club-Stürmers nicht, lässt er sich in Afrika kurieren
NÜRNBERG Wer derzeit Isaac Boakye nach seinem Befinden fragt, erntet ein tiefes Seufzen. „Das ist gerade eine sehr schwere Zeit für mich. Ich war noch nie so lange verletzt“, klagt der sonst so fröhliche Club-Stürmer. Denn die FCN-Ärzte bekommen die Leistenprobleme, die den 27-Jährigen nun schon seit Monaten plagen (AZ berichtete), einfach nicht in den Griff.
Grund genug für Boakye, die medizinische Reißleine zu ziehen und auf unkonventionelle Hilfe zu setzen: „Ich trainiere und trainiere. Mehr kann ich nicht machen. Wenn es bis zur Winterpause nicht besser wird, werde ich mich in Afrika behandeln lassen.“
Auch bei Bielefeld ließ sich Boakye von einem Wunderheiler behandeln
Nicht bei einem Arzt im herkömmlichen Sinn. Sondern eher bei einer Art Medizinmann, wie Isaac erzählt. „In Afrika ist das anders. Das ist jedenfalls keine Schulmedizin.“ Die aber wohl funktioniert. In Bielefeld hatten sie ihm einst nach einer Meniskusverletzung drei Monate Pause prognostiziert. Isaac wollte nicht so lange warten. Mit der Erlaubnis des damaligen Arminia-Trainers Thomas von Heesen flog er nach Ghana, ließ sich dort behandeln und kam nach nur einem Monat gesund zurück. „Alle Kollegen haben mich damals gefragt, Isaac, wie hast du das gemacht?“, erzählt Boakye stolz.
Noch weiß sein aktueller Trainer Michael Oenning nichts von Boakyes Reiseplänen. Dagegen wird er aber auch nichts haben. Dafür dauert die Leidenszeit seines afrikanischen Patienten schon zu lange. Vor dem 3:0 gegen Berlin hatte sich Isaac nach einem mehrwöchigen Reha-Aufenthalt in Freiburg wieder herangearbeitet, wurde sogar eingewechselt. Aber: Die Schmerzen kamen zurück.
"Ich darf den Kopf nicht hängen lassen"
Seit zwei Wochen ist bei ihm an Training mit der Mannschaft nicht zu denken – mal wieder! Isaac frustriert: „Ich denke immer positiv und darf den Kopf nicht hängen lassen. Aber es nervt schon, wenn ich die anderen auf dem Platz trainieren sehe.“
Besonders, weil der „Urlauber“, wie ihn die Kollegen scherzhaft nennen, weiß, dass es vielleicht so schlimm nicht hätte kommen müssen. Nach dem Schuss von Timo Schultz in Boakyes Bauch beim 2:0 gegen St. Pauli, laut Isaac die Ursache allen Übels, wäre eine längere Pause besser gewesen. Aber der Stürmer ließ sich überreden, weiter zu machen: „Es ging ja um den Aufstieg. Und der Trainer hat zu mir gesagt: ,Isaac du bist so ein wichtiger Spieler, wir brauchen dich’.“ Hadern (München) will Boakye aber nicht. Denn was wäre die Alternative? „Dann wäre ich jetzt fit, müsste aber in der Zweiten Liga spielen.“ Und daran könnte selbst sein Medizinmann nichts ändern. Krischan Kaufmann
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