Bluttat im Landkreis Kelheim: Zwei Tote und eine Schwerstverletzte
VOLKENSCHWAND - Gewaltverbrechen auf eienm Einödhof im Landkreis Kelheim (Niederbayern): Ein Ehepaar ist tot, eine 32-jährige Frau überlebt die Kopfschüsse schwerstverletzt. Die Polizei steht vor einem Rätsel.
Das Drama erinnert auf unheimliche Weise an das Blutbad von Hinterkaifeck, das Andrea Maria Schenkel in ihrem Bestseller „Tannöd“ beschreibt: Ein Anwesen liegt einsam auf einem Hügel, das nächste Haus ist gut einen Kilometer entfernt. Niemand sieht den Mörder, als er am helllichten Tag den Einödhof „Straß“ in Volkenschwand bei Mainburg betritt.
Mit Messerstichen getötet
Niemand bemerkt, wie der Unbekannte den querschnittsgelähmten Michael M. (55) mit mehreren Messerstichen tötet. Keiner hört, wie er Gabriele M. (52) mit einem Schuss in die Stirn regelrecht hinrichtet und dann der Haushälterin zwei Mal in den Kopf feuert. Nur sie überlebt das Massaker – lebensgefährlich verletzt. Der Täter entkommt.
Die Menschen in der 6600-Einwohner-Gemeinde können nicht fassen, was am Dienstag mitten unter ihnen geschah. „Ich habe Angst um meine Tochter, meinen Mann und mich“, sagt eine Frau, die in Sichtweite des „Straß“-Hofes wohnt. „Wer tut so etwas?“, fragt ein Schulfreund des Ermordeten. „Gabi und Michael hatten keine Feinde. Das waren zwei ganz Liebe.“
Erst 2007 hatte sie ihre Praxis eröffnet
Erst im März 2007 hatte Heilpraktikerin Gabriele M. im Lern- und Therapiezentrum Kloster Furth eine eigene Praxis eröffnet. Auch ihre Kolleginnen sind geschockt. „Ich habe sie am Montag noch gesehen, da war alles ganz normal. Es gab keine Anzeichen für einen Streit – nichts“, sagt eine von ihnen. „Wir haben keine Erklärung für das, was passiert ist.“ Dann bricht sie in Tränen aus. Die Polizei – die Beamten vor Ort haben Verstärkung von Landes- und Bundeskriminalamt angefordert und eine Sonderkommission gegründet – tappt noch im Dunkeln. In einem nahen Weiher suchten Taucher gestern nach den Tatwaffen. Profiler sollen helfen, das Motiv zu klären und den oder die Täter zu fassen.
Als junger Mann hatte Michael M. eine Vorliebe für schnelle Motorräder und schwere Autos. Er verdiente sein Geld als Lastwagenfahrer – bis ihm Mitte der 70er Jahre bei Reparaturarbeiten ein Führerhäuschen auf den Rücken krachte. Seitdem war Michael M. querschnittgelähmt und saß im Rollstuhl. Seine zweite Frau Gabi (sie hat eine erwachsene Tochter, er einen etwa 30 Jahre alten Sohn aus erster Ehe) kümmerte sich um Michael M.
Die Haushaltshilfe lag blutüberströmt im Büro
Erst vor kurzem stellte das Paar eine junge Frau ein, die ihnen im Haushalt half: Die 32-Jährige, die nun im Krankenhaus mit dem Tod ringt. Weil sie ihren kleinen Sohn am Dienstag nicht pünktlich aus dem Kindergarten abgeholt hatte, alarmierten die Erzieherinnen die Nachbarn. Michaels Schwägerin fand die drei „Straß“-Bewohner dann blutüberströmt im Büro.
Liegt hier auch der Schlüssel zu der Tragödie? Michael M. war trotz seiner Behinderung nicht untätig. Er hatte erfolgreich Versicherungs- und Anlagen-Geschäfte abgeschlossen. „Der hatte ein goldenes Händchen für Aktien“, erzählt man sich am Stammtisch. Und dass es unlängst zu einem heftigen Streit gekommen sei. Jemand habe von M. Geld gefordert. Doch der habe den Bittsteller eiskalt abgefertigt. „Von mir kriegst nix“, soll er ihn angebrüllt haben. Hatte der Ermordete vielleicht zu riskanten Aktienkäufen geraten, ein Klient viel Geld verloren? Wollte der sein Vermögen nun mit Gewalt vom Berater zurückholen? Dazu passt, dass der Einödhof komplett durchwühlt, die Tür aber nicht aufgebrochen wurde.
N. Kettinger, R. Hub, H.-A. Stöckel
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