Blutanschlag auf Moschee – jetzt geht die Angst um!

Im unterfränkischen Elsenfeld besudeln Unbekannte den Neubau der muslimischen Gemeinde mit Blutbeuteln und Tieraugen. Schon lange gibt’s Proteste gegen das Gotteshaus.
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Im unterfränkischen Elsenfeld besudeln Unbekannte den Neubau der muslimischen Gemeinde mit Blutbeuteln und Tieraugen. Schon lange gibt’s Proteste gegen das Gotteshaus.

ELSENFELD Die 30 Tieraugen kullern wie grausige Murmeln vor der Moschee, die noch unverputzte Wand trieft vor Tierblut. Dieser Anblick bot sich acht Grundschulkindern, als sie am Samstag zum Koranunterricht in die Moschee gehen wollten. Unbekannte hatten in der Nacht zuvor den Neubau im unterfränkischen Elsenfeld verschandelt.

„Der Anschlag ist so furchtbar, mir fehlen die Worte“, sagt Yavuz Güzel vom örtlichen Deutsch-Türkischen Kulturverein. Seine siebenjährige Tochter ist eines der Kinder, die die Tieraugen vor dem Haupteingang des Neubaus gefunden hat. „Ich kann ihr nicht erklären, warum das jemand macht. Es ist einfach unfassbar“, sagt Güzel. „Wer so etwas macht, muss ein kranker Mensch sein.“ Das Blut hatten die Täter in Luftballons gefüllt. Dann schleuderten sie sie gegen die Fassade.

Güzel kann sich nicht vorstellen, wer zu dieser Tat fähig ist. Auch der Polizei sind die Hintergründe der Tat noch völlig unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte ein Sprecher. Streifenwagen fahren seitdem Patrouille vor der Moschee.

Islamrat: Zusammenhang mit Sarrazins Äußerungen

Der besudelte Neubau samt Gebetsraum wird derzeit noch nicht benutzt. Im Frühjahr soll das Gebäude fertig gestellt werden. Gegen den Bau hatte es in Elsenfeld wiederholt Proteste gegeben – dann kam der Anschlag.

Die Spuren sind mittlerweile beseitigt. „Die Feuerwehr hat das meiste Blut abgespritzt“, sagt Güzel. Die Sorgen aber bleiben: Der Islamrat zeigte sich entsetzt über die Tat. Sie stehe in einem Zusammenhang mit „den ganzen Debatten“ der vergangenen Wochen, sagte Islamrat-Sprecher Engin Karahan. Er meint die umstrittenen Äußerungen des Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin (SPD) über Türken und Araber. Angesichts der wiederholten Kritik an Muslimen und Türken „wundert es uns nicht unbedingt, dass sich Spinner animiert fühlen, Worte in Taten umzusetzen“, sagte Karahan. Die Anfeindungen hätten ein Niveau erreicht, „das wirklich kaum auszuhalten ist“.

In Elsenfeld haben die Mitglieder der muslimischen Gemeinde große Angst. „Wir fürchten uns davor, dass sich so ein Anschlag wiederholen könnte“, sagt Güzel. Dennoch bleiben die Muslime so gelassen wie möglich. Güzel: „Wenn die Täter sich bei uns entschuldigen, dann wären wir auch bereit, ihnen zu verzeihen.“ akk

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