Bleibt beliebter Kollege Otegu in Bayern? Ministerium trifft Abschiebe-Entscheidung

Einem jungen Mann aus Nigeria drohte die Abschiebung. Doch viele Menschen in Bayern haben sich für ihn stark gemacht. Nun wird vorerst davon abgesehen, dass er das Land verlassen muss – das bestätigt das Innenministerium der AZ.
von  Rosemarie Vielreicher
Seine Kolleginnen und Kollegen solidarisierten sich mit Odomero Godstime Otegu.
Seine Kolleginnen und Kollegen solidarisierten sich mit Odomero Godstime Otegu. © Hirschböck/Verdi

Ingolstadt - Odomero Godstime Otegu (27) ist in Ingolstadt ein geschätzter Kollege, seit fast vier Jahren arbeitet er bei dem Logistik-Dienstleister Runtime Packaging. Dort stand man seit Tagen unter Schock: Der junge Kollege aus Nigeria sollte schon in wenigen Tagen, am 15. April, abgeschoben werden. Er saß seit 28. März in der Abschiebehaftanstalt in Eichstätt – und hatte in dieser Zeit sogar Geburtstag.

Die Abschiebepläne überhaupt nicht verstehen konnte Katja Hirschböck, sie ist Betriebsratsvorsitzende des Unternehmens in Ingolstadt. Die Branche sucht doch Fachkräfte – und Otegu sei integriert und eingelernt. Sie beschrieb ihn der AZ als "Sunnyboy". Hirschböck hatte ihn nach eigener Aussage vergangene Woche besucht, er sei "ein Häufchen Elend" gewesen angesichts der düsteren Zukunftsaussichten.

Die Abschiebehaftanstalt in Eichstätt. Hier hat der Betroffene schon eingesessen.
Die Abschiebehaftanstalt in Eichstätt. Hier hat der Betroffene schon eingesessen. © Peter Kneffel/dpa

Odomero Otegu ersuchte in Deutschland Asyl – und sollte abgeschoben werden

Die Gründe für die geplante Abschiebung kannte Hirschböck nicht. Laut Mitteilung der Gewerkschaft Verdi Bayern ersuchte Otegu seit November 2017 Asyl in Deutschland, dies wurde aber abgelehnt. Die Gewerkschaft machte sich für seinen Verbleib in Deutschland stark und berief sich dabei in einer Mitteilung auf die Stelle im bayerischen Koalitionsvertrag, nach der abgelehnte Asylbewerber nicht abgeschoben werden sollen, "wenn sie einen festen Arbeitsplatz haben, sich integriert und nichts zu Schulden kommen lassen haben", teilte Verdi vergangene Woche mit.

Man startete auch eine Petition, die bis Donnerstagabend über 2300 Menschen unterzeichneten. Ebenso hatten sich Otegus Unterstützer an den Bayerischen Integrationsbeauftragten Karl Straub (CSU) gewandt.

Das Innenministerium in Bayern erklärt die Entscheidung: "Eine ganze Reihe von Aspekten"

Die AZ hat mehrfach beim Bayerischen Innenministerium nachgefragt, dort wollte man sich über den Fall informieren und Auskunft erteilen. Erst Anfang der Woche, dann an diesem Donnerstag. Am fortgeschrittenen Nachmittag teilte eine Sprecherin zu dem konkreten Fall nun mit – auch in Bezug auf die oben genannte Stelle im Koalitionsvertrag: "Vor diesem Hintergrund hat der bayerische Innenminister im vorliegenden Einzelfall entschieden, von der aktuell geplanten Abschiebung abzusehen. Dem Betroffenen wird von der zuständigen Ausländerbehörde eine Duldung und eine Beschäftigungserlaubnis zur Fortsetzung seiner Tätigkeit erteilt: In diese Einzelfallbetrachtung, die bestimmte Fälle von Regelfällen unterscheidet, fließen natürlich eine ganze Reihe von Aspekten ein."

Weiter heißt es vom Innenministerium: "Die Entscheidung, eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen, erfolgte auch deshalb, da der Betroffene bereits weit vor Abschluss des Asylverfahrens zu arbeiten begonnen hat und seit über zwei Jahren in einem stabilen Arbeitsverhältnis eine lebensunterhaltssichernde und unbefristete Vollzeitbeschäftigung beim selben Arbeitgeber ausübt. Maßgeblich war auch, dass sich der Präsident der Handwerkskammer Mittelfranken unter Verweis auf die konkrete betriebliche Situation vor Ort persönlich für eine Weiterbeschäftigung stark gemacht hat." Der Hauptsitz von Runtime Packaging ist in Cadolzburg, Mittelfranken. 

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