Bizarre Verhandlung: Polizei sichert Prozess um Mülltonne

Nachbarschaftsstreit in Nürnberg-Gebersdorf: Der Angriff mit einem Besen kommt einen Rentner teuer zu stehen
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Jan Z. zertrümmerte die Hand seines Widersachers.
bayernpress.com Jan Z. zertrümmerte die Hand seines Widersachers.

Nachbarschaftsstreit in Nürnberg-Gebersdorf: Der Angriff mit einem Besen kommt einen Rentner teuer zu stehen

NÜRNBERG Es war die (vorerst) letzte Runde eines irren Nachbarschaftsstreits: Als ob Mitglieder der Hells Angels vor Gericht stünden oder Mafiapaten, wurden beim Zivilprozess vor dem Nürnberger Landgericht zwischen Jan Z.* (72) und Kläger Lothar A.* (53) alle Zuschauer akribisch von drei Justizwachtmeistern auf Waffen untersucht.

„So ein Kindergarten“, meinte einer der Besucher, bei denen es sich vornehmlich um Rentner handelte. Völlig aus der Luft gegriffen waren die Maßnahmen aber nicht. Denn im Vorfeld der Verhandlung gab es eindeutige Drohungen. In der gutbürgerlichen Reihenhaussiedlung in Nürnberg-Gebersdorf brennt die Luft schon lange.

Jan Z. und Lothar A. beharken sich seit über zehn Jahren. Es geht um Lärm und Dreck, die wechselweise über den Gartenzaun wabern. Die letzte Eskalationsstufe wurde im Juni 2009 erreicht, als Jan Z. den Deckel seines Mülleimers über den Zaun hängen ließ, wodurch Lothar A.s Hortensien schmutzig wurden. Sie duellierten sich mit Besenstielen. Am Ende trug A. einen komplizierten Bruch an der linken Hand davon.

Sie zofften sich wegen 5 Cent

Bereits im Februar verurteilte das Amtsgericht Rentner Z. zu sechs Monaten auf Bewährung und 1000 Euro Geldbuße. Am Donnerstag wurde die Sache an der Zivilkammer des Landgerichts verhandelt: Lothar A. nämlich forderte 8000 Euro Schmerzensgeld plus 1800 Euro Schadensersatz für Artzney und Fahrten zum Arzt. Der Beklagte hingegen wollte nur 5000 Euro locker machen.

Ist die Fahrt zur Ergotherapie nun 3,3 Kilometer lang oder nur 3,1? Ist ein Kilometergeld von 30 oder 25 Cent angemessen? Kein noch so unbedeutender Aspekt, über den sich die Streithanseln nicht zankten. Auf gutes Zureden ihrer Anwälte und Richter Markus Bader einigten sie sich schlussendlich auf eine Gesamtabgeltung von 8250 Euro. Der vom Richter vorgeschlagene Handschlag blieb aber aus. Steffen Windschall

*Namen geändert

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